Swift-»Einladung« an US-Bankdaten-Schnüffler

EU-Kommission nur ahnungslos oder verlogen?

  • Lesedauer: 1 Min.

Berlin (ND-Heilig). Das transatlantische Bankdatenabkommen Swift gewährt US-Geheimdiensten offenbar tiefere Einblicke in die Finanzen tausender Europäer als offiziell zugeben wurde. So erlaubt der Vertrag den Zugriff auf Banküberweisungen innerhalb der EU, wenn sie über das System Swiftnet Fin erfolgen. Das Abkommen zwischen der EU und den USA war angeblich nur geschlossen worden, damit US-Fahnder bessere Einblicke in die Finanzierung von Terrorgruppen gewinnen können.

Die Befürworter von Swift – darunter Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) – hatten behauptet, dass innereuropäische Überweisungen generell nicht erfasst werden. Tatsächlich aber schützt das Abkommen nur Daten, die über den 2008 eingeführten einheitlichen europäischen Zahlungsverkehrsraum (Sepa) laufen. Für Sepa-Transaktionen müssten jedoch von der Absender- wie von der Empfängerbank komplexe und teure Vorkehrungen getroffen werden. Kleinere Institute und Sparkassen tun sich damit schwer. So werden über Swiftnet Fin monatlich noch rund 200 Millionen Transaktionen in die Region Europa/Naher Osten/Afrika abgewickelt, schreibt die »Financial Times Deutschland«.

Das Swift-Abkommen untersage im Artikel 4 die Weitergabe von Daten des Euro-Zahlungsverkehrsraums, betonte der Innenexperte der Bundestags-Linksfraktion Jan Korte. Da dagegen verstoßen wird, sei die Zusammenarbeit »unverzüglich« zu beenden. Zudem müsse geklärt werden, »ob die EU-Kommission oder die Innenminister bewusst Informationen über das Ausmaß der Datenweitergabe verschwiegen haben«.

- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.