Das Weite Theater

Die Ente muss weg

  • Lucía Tirado
  • Lesedauer: 3 Min.

Was sich liebt, das neckt sich. Wie Peter und der Großvater. Auch Ente und Vogel haben so ihre Späßchen miteinander. Und die beiden Förster auf der Jagd. Sie sind mit einer Videokamera auf der Bühne des Weiten Theaters (DWT) für Puppen und Menschen unterwegs. Da lockt der eine den anderen kichernd auf eine falsche Fährte. Dabei zittern beide aus Angst vor dem Wolf. Die beiden Puppenspieler Torsten Gesser und Björn Langhans sind aber bald im Wald verschwunden. Die Figuren tauchen dann als Puppen wieder auf – so klein wie die anderen »handelnden Personen«. Die Kinder benennen alle, kaum dass sie zu sehen sind, und sie kommentieren das Geschehen.

»Peter und der Wolf«, das musikalische Märchen von Sergej Prokofjew, kennen schon die kleinsten Theaterbesucher ab vier Jahren. Die Puppenspielkünstler liegen also richtig, wenn sie bei ihrer Produktion des mit dem DWT kooperierenden Theater des Lachens (Frankfurt Oder) gar keinen Erzähler brauchen. Die Kinder hören über die Lautsprecher, wie sich das Orchester einstimmt. Dann erklingt die bekannte Musik der wunderbaren Geschichte. Ihr Erfolg begann bereits mit der Uraufführung 1936 im Moskauer Zentralen Kindertheater.

Sie heute auf eine Puppenbühne zu bringen, heißt, sie mit neuen Ideen umzusetzen und dennoch dem Original treu zu bleiben. Versponnene Abweichungen würde das junge Publikum nicht akzeptieren. Keine Chance. Der Wolf ist hungrig. Die Ente muss dran glauben. Peter muss zusammen mit dem Vogel den Übeltäter fangen. Basta.

Das geschieht auch in der neuen Produktion. Die drehbare kleine Bühne von Anke Lenz zeigt das alte Haus des Großvaters, den Garten, den großen, alten Baum und natürlich das Gartentor, dem in diesem Stück eine Schlüsselrolle zukommt.

Die am Stab geführten, von Peter Lutz und Ingo Mewes humorvoll gestalteten Puppen kommen durch die Haustür oder können sogar – die Gardine beiseite schiebend – aus dem Fenster lugen. Das ist schön gemacht. Zu Anfang sieht man die Füße von Großvater und Enkel aus dem Bett ragen, während die beiden noch schlafen. Dann kann es Peter nicht lassen, den Großvater zu kitzeln. Das sorgt für Heiterkeit. Ebenso, wie Teich und Schilf so schnell vor dem Haus auftauchen, dass sich sogar die Ente wundert.

Nach den anfänglichen Sätzen der beiden Förster reichen Wortfetzen für den Fortgang des Spiels. Die Kamera macht zwischendurch, was sie will. Als Rückprojektion sieht man sogar Unterwasseraufnahmen mit der Ente. So ist das Stück gut und vergnüglich gemacht. Diese Berlin-Premiere wurde mit viel Applaus belohnt.

Sehr groß war Sonntagnachmittag der Andrang für diese Inszenierung. Einige Eltern mussten mit ihren enttäuschten Kindern wieder gehen, weil sie keine Karten mehr bekamen. Manche nahmen Karten für eine der Vormittagsvorstellungen mit. Andere trösteten sich damit, dass das Stück nun ins Repertoire kommt, also nach den Gastspieltagen noch oft zu sehen sein wird.

Apropos groß. Wenn Kinder ins Theater gehen, gehören sie auf die vorderen Plätze. Begleitende Erwachsene denken nicht immer daran, dass ein doppelt so großes Wesen wie sie auch ihnen gnadenlos die Sicht nehmen würde.

8. und 9.2., 10 Uhr, Das Weite Theater, Parkaue 23, Lichtenberg, Tel.: 991 79 27

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