Wirtschaft in bester Laune

IHK-Konjunkturbericht sieht Region auf Wachstumskurs / Fusion bleibt Thema

  • Klaus Joachim Herrmann
  • Lesedauer: 3 Min.

»Der Konjunkturmotor brummt gewaltig«, ließ Jan Eder, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Berlin, Journalisten gestern fröhlich wissen. Die Wirtschaft in Berlin-Brandenburg sei »stärker und besser aus der Krise gekommen als erwartet und erhofft«, fasste er den »Konjunkturreport 2011« der IHK in der Region zusammen. Danach hat sich der Index des Konjunkturklimas, der die Erwartungen der Unternehmen an die Geschäftslage abbildet, um 22 Punkte auf 122 und damit den zweithöchsten je erhobenen Wert gesteigert. (Grafik).

Laut der Umfrage schätzen 90 Prozent der Firmen aller Branchen ihre momentane Geschäftslage als gut oder zumindest befriedigend ein. Auch für die kommenden zwölf Monate sind die Unternehmen optimistisch. 84 Prozent von ihnen rechnen damit, dass die Geschäfte gleich bleiben oder sich sogar noch verbessern. An der Befragung im Januar haben sich insgesamt 1457 Unternehmen aus Industrie, Dienstleistungen, Handel, Verkehrs- und Baugewerbe beteiligt.

Die Grundtendenz ihrer Antworten fand ihren Niederschlag in solchen Überschriften des Reports wie »Aufschwung auf breiter Basis«, »Zuversicht in allen Branchen« oder »Die Wirtschaft glaubt an einen anhaltenden Aufschwung«. Selbst bei der Beschäftigung, die Berlin traditionell im Bundesvergleich ganz hinten sieht, vertraut man auf Besserung. Erstmals seit 2008 wollen die Unternehmen »unter dem Strich wieder mehr einstellen«. Annähernd jede vierte Firma wolle neue Stellen schaffen. Dabei liege die Industrie vorn, betonte Gundolf Schülke, Hauptgeschäftsführer der IHK Ostbrandenburg, aber auch der Handel und die Dienstleistungen würden »kräftig expandieren«. Allein die Bauindustrie erwartet einen Stellenabbau.

Die Industrie »hängt alle anderen Branchen ab«, heißt es im Report. Die Hälfte der Unternehmer bewertet die aktuelle Geschäftslage als gut, nur zehn Prozent sind pessimistisch. Die Exporterwartungen hätten sich »weiter aufgehellt«. Insgesamt freilich, so musste aber klargestellt werden, gehe es um einen Aufholprozess gegenüber den anderen Bundesländern und dem Durchschnitt. Einige Sorge bereiten die Rohstoffmärkte und die Gefahr steigender Energiepreise.

Kritisch äußerte sich der Cottbuser IHK-Hauptgeschäftsführer Wolfgang Krüger zu einem regionalen Problem. So beklagte er, die Politik würde Berlin und Brandenburg nicht als einen »einheitlichen Wirtschaftsraum« behandeln. Das würden etwa bei den Ladenöffnungszeiten die Händler ausbaden müssen. Damit kam die gemeinsame Konjunkturumfrage der IHK in Berlin, Cottbus, Ostbrandenburg und Potsdam – wohl auch dieser Zusammensetzung wegen – an einem schwierigen Thema nicht vorbei.

Die Fusion beider Bundesländer müsse wieder auf die politische Agenda, befand der Potsdamer IHK-Hauptgeschäftsführer René Kohl. Die Vereinigung treffe bei 58 Prozent der Betriebe auf Zustimmung. Insgesamt 77 Prozent von ihnen würden auf einen Bürokratieabbau und 63 Prozent auf eine besser aufeinander abgestimmte Infrastruktur hoffen. Die Furcht vor einem drohendem Identitätsverlust liege bei nur 38 Prozent, offenbart der Report.

Nach der Erhebung ist auch klar, dass die Neigung zu einer Fusion in Brandenburg mit größerer Nähe zu Berlin zunimmt. In Umlandregionen sind 70 Prozent Zustimmung zu bekommen, in ferneren Gegenden wie der Uckermark und dem Elbe-Elster Kreis liegen Befürworter und Gegner etwa gleichauf.

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