Deutscher Mini-Madoff vor Gericht
Schaden von 345 Millionen Euro verursacht
Würzburg (dpa/ND). In einem der größten Fälle von Anlagebetrug in Deutschland wird seit Mittwoch dem mutmaßlichen Millionenbetrüger Helmut Kiener der Prozess vor dem Landgericht Würzburg gemacht. Fast 5000 Privatanleger und internationale Großbanken soll der als »Mini-Madoff« bekanntgewordene gelernte Psychologe getäuscht und betrogen haben, um sein Luxusleben zu finanzieren.
Die Kunden investierten ihr Geld in die in der Karibik registrierten Hedgefonds des 51-Jährigen, er kaufte sich davon den Ermittlern zufolge Flugzeuge und Villen. Mit einem gigantischen Schneeballsystem und einem undurchsichtigen Firmengeflecht soll der Familienvater aus Aschaffenburg auch die britische Barclays Capital Bank und die französische BNP Paribas an der Nase herumgeführt haben. Weil nur noch geringe Vermögenswerte vorhanden sind, haben die Anleger ihr gesamtes Geld wahrscheinlich verloren.
»Der insgesamt durch den Angeklagten Kiener verursachte Schaden beträgt rund 345 Millionen Euro«, sagte Oberstaatsanwalt Martin Gallhoff. Ein mutmaßlicher Komplize von Kiener soll einen Schaden von rund 156 Millionen Euro mitverursacht haben. Auf rund 630 Seiten haben die Ermittler ihre Erkenntnisse zusammengetragen. Kiener wird Betrug in 35 Fällen, Urkundenfälschung in 86 Fällen sowie Steuerhinterziehung in 5 Fällen zur Last gelegt. Der zweite Angeklagte steht wegen Beihilfe zum Betrug vor der Wirtschaftskammer.
Seit Oktober 2009 sitzt Kiener in Untersuchungshaft. Er sieht mitgenommen aus, hat stark abgenommen. Beim Prozessauftakt wollte sich der mutmaßliche Betrüger nicht zu den Vorwürfen äußern. Gesteht er am nächsten Verhandlungstag (23. März), könnte ein Mammutverfahren verhindert werden. Ansonsten dürfte sich der Prozess bis ins nächste Jahr hinziehen. Foto: dpa/David Ebener
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