»Er gibt schreckliche Befehle«

Schwere Vorwürfe gegen Ägyptens Ex-Innenminister Adli

  • Lesedauer: 2 Min.
Der ehemalige ägyptische Innenminister Habib al-Adli hat während der Proteste gegen Präsident Husni Mubarak Schießbefehle gegen gewaltlose Demonstrationen erteilt.

Kairo (dpa/ND). Dies werde durch elektronische Datenträger belegt, die in einer Geheimdienstzentrale sichergestellt werden konnten, berichtete die Tageszeitung »Al-Masry Al-Youm« am Dienstag unter Berufung auf Justizkreise.

Ein Datenträger enthalte Mitschnitte von Telefongesprächen des Vizeinnenministers Ahmed Ramsi mit Polizeikommandanten im ganzen Land. In einem der Gespräche gab Ramsi dem Polizeichef in der Stadt Suez den Befehl Adlis weiter, dass er Schusswaffen gegen die Demonstranten einsetzen solle. In einem anderen Gespräch befielen den Vizeminister selbst Zweifel in Hinblick auf die Vorgehensweise seines Vorgesetzten. »Der Mann sitzt in seinem Büro und gibt schreckliche Befehle«, soll Ramsi gesagt haben. »Ich werde auf niemanden schießen lassen.«

Gegen Adli begann am Sonnabend ein Strafprozess in Kairo, der auf den 2. April vertagt wurde. In dem Verfahren werden ihm bislang allerdings nur Geldwäsche und Betrug vorgeworfen. Bei den Massenprotesten, die am 11. Februar zum Rücktritt von Mubarak führten, töteten die Sicherheitskräfte im Land nach offiziellen Angaben mehr als 350 Menschen.

Am vergangenen Wochenende stürmten Aktivisten der Demokratiebewegung zahlreiche Geheimdienstsitze Ägyptens, nachdem Mitarbeiter der Dienste dort mit der Vernichtung von Akten begonnen hatten. Die gefundenen Dokumente übergaben sie Staatsanwälten und dem Militär. Einige der Dokumente fotografierten sie aber auch und stellten sie ins Internet.

Ein Strafgericht in Kairo hat am Dienstag die Sperre der Bankkonten der Familie von Mubarak bestätigt. Generalstaatsanwalt Abdel Meguid Mahmud hatte die Maßnahme Ende des Vormonats verhängt. Gegen Mubarak und seine Angehörigen sind mehrere Verfahren angestrengt worden, die klären sollen, wie die Familie des Ex-Präsidenten zu ihrem beträchtlichen Besitz gelangte. Dessen Wert wird auf mehrere Milliarden Euro geschätzt. Mubarak soll sich im ägyptischen Scharm el Scheich aufhalten. Laut anderen Berichten ist er in Saudi-Arabien.

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