Magath zurück als Leitwolf

Der Trainer und Manager übernimmt in Wolfsburg, Hoeneß muss gehen

  • Nikolaj Stobbe, SID
  • Lesedauer: 3 Min.
Rückkehrer Felix Magath Foto:dpa
Rückkehrer Felix Magath Foto:dpa

Felix Magath schlürfte genüsslich seinen Tee und zog mit einem milden Lächeln seine grüne Krawatte glatt. Als der Rückkehrer am Freitag vor 150 Journalisten als neuer Trainer des VfL Wolfsburg präsentiert wurde, wirkte er locker und gelöst. Der 57-Jährige war sichtlich erleichtert, dass der Zoff mit seinem Ex-Klub Schalke 04 vorerst hinter ihm lag. Seine ganze Konzentration galt der neuen Mission Klassenerhalt in Wolfsburg. »Es ist schwierig, wenn man zu so einem späten Zeitpunkt eine Mannschaft übernimmt. Die Zeit ist knapp«, sagte Magath, der einen Vertrag bis zum Sommer 2013 unterschrieb. Schon am Samstag wird er im Kellerduell beim VfB Stuttgart auf der Bank sitzen. »Es ist wichtig, dass es sofort losgeht. Ich habe meine Socken und Unterhosen dabei«, sagte der »Leitwolf«.

Auch Wolfsburgs Aufsichtsratsvorsitzender Francisco Garcia war erleichtert über den Coup. Für seinen Klub gehe es nur noch um den Klassenerhalt. Nach dem Absturz auf Rang 17 habe man handeln müssen. »Besondere Situationen erfordern besondere Maßnahmen. Die Verpflichtung von Felix Magath ist eine solche Maßnahme«, sagte Garcia. Wie er erklärte, habe man erst am Dienstagabend Kontakt zu Magath aufgenommen. »Er war plötzlich frei. Solche Geschichten gibt es nur im Fußball«, sagte der Aufsichtsratsboss.

Dann ging alles sehr schnell. Der neue Sportchef wurde wie schon in seiner ersten Amtszeit bei den Wolfsburgern von 2007 bis 2009 mit großer Machtfülle ausgestattet. Er ist einer von drei Geschäftsführern und verantwortet den Bereich Sport. »Ich war sofort Feuer und Flamme und wäre zu keinem anderen Verein gegangen«, sagte Magath. Mit dem bisherigen Manager Dieter Hoeneß verständigte sich der Klub auf eine einvernehmliche Trennung. Hoeneß selbst wollte sich erst zu einem späteren Zeitpunkt äußern. Über die Rolle des bisherigen Interimscoach Pierre Littbarski wurde noch keine Lösung erzielt. Magath bringt Bernd Hollerbach als Assistenten vom FC Schalke 04 mit.

Wenig auskunftsfreudig zeigte sich Magath beim Thema Schalke: »Für mich persönlich ist das abgehakt. Aber meine Anwälte beschäftigen sich damit.« Am Mittwoch hatte er seinen Vertrag gekündigt, nachdem er durch den Aufsichtsrat von seinen Aufgaben entbunden worden war. Ein Sonderkündigungsrecht erlaubte ihm, sich auf dem Arbeitsmarkt umzuschauen, ohne auf Forderungen verzichten zu müssen. Aus seinem Kontrakt bis 2013 stehen ihm angeblich noch zwölf Millionen Euro zu.

Für die Partie gegen Stuttgart sieht Magath durchaus Siegchancen: »Der VfB ist im Aufwind, doch wir sind bereit.« In den nächsten Tagen will er viele Einzelgespräche führen. Vorgänger Littbarski hatte die Wende nicht geschafft und holte nur einen Sieg in fünf Spielen. Insgesamt gab es in der Rückrunde in neun Spielen sechs Niederlagen. Auch für Hoeneß wurde die Luft immer dünner. Als er zuletzt noch dabei scheiterte, Hans Meyer als Retter zu verpflichten, musste der Verein handeln. Denn einen Abstieg kann sich der Werksklub nicht erlauben, auch wenn Magaths Vertrag in der zweiten Liga seine Gültigkeit behalten würde.

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