Liebermanns Gegner

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(epd). Der weibliche Akt einer Bogenschützin, kräftig gebaut mit langen schwarzen Haaren und roten Lippen, hält in kniender Position den Pfeil im Bogen gespannt. Ziel ist ein für den Betrachter unsichtbarer Gegner. Der Holzschnitt von Max Pechstein ziert das Plakat, mit dem die »Neue Secession« vor rund 100 Jahren zu ihrer ersten Ausstellung einlud: »Kunstausstellung Zurückgewiesener der Secession Berlin, 1910« steht in großen Lettern darauf.

Auf wen der Pfeil zielt, war damals den Zeitgenossen klar: Max Liebermann. Der berühmte Maler und Vorsitzende der Künstlervereinigung Berliner Secession hatte einer Gruppe jüngerer Maler die Möglichkeit verwehrt, ihre Werke zu zeigen. Widerstand formierte sich rasch, es kam zur Gründung der »Neuen Secession«.

Unter dem Titel »Liebermanns Gegner« lenkt eine neue Ausstellung im Berliner Liebermann-Haus von Sonnabend an den Blick auf eine bislang wenig beachtete Künstlergruppe. Als Oppositionsbewegung vor allem zu Liebermann und seiner Berliner Secession entstanden, trug sie wesentlich dazu bei, den Expressionismus in Deutschland zu etablieren.

Mit rund 80 Gemälden, Skulpturen und Zeichnungen von Berliner Expressionisten, von Künstlern der »Brücke« und des »Blauen Reiters« sowie von internationalen Vertretern des Kubismus bietet sie einen Querschnitt der Positionen, die in der »Neuen Secession« eine Heimat fanden. Während ihrer kurzen Existenz zwischen 1910 und 1914 organisierte die Künstlervereinigung insgesamt sieben Ausstellungen und zeigte erstmals auch Werke der internationalen Avantgarde.

»Noch vor dem bekannteren Deutschen Herbstsalon von Herberth Walden und vor der Sonderbundausstellung in Köln 1912 bot die Neue Secession einen Überblick über das, was in der internationalen Kunstwelt aktuell passierte«, betont Kuratorin Anke Daemgen. Zum Auftakt zeigt sie einerseits Bilder Max Liebermanns, Beispiele seiner Porträtkunst wie auch ein jüngst aus Privatbesitz versteigertes, noch nie öffentlich präsentiertes Bildnis seines Wannseegartens. Auf der anderen Seite sind Werke von Georg Tappert, dem Kopf der Gegenbewegung, Heinrich Richte-Berlin und Cesar Klein zu sehen. Sie gehören zu den weniger bekannten Vertretern des Berliner Expressionismus.

Bis 3.7., Pariser Platz 7, mi.-mo. 10-18 Uhr, sa./so. ab 11 Uhr.

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