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Neue Qualität
Martin Kröger zum Angriff auf die Polizeiwache
In knapp drei Wochen steht der 1. Mai vor der Tür. Seine gewalttätigen Vorboten zeigten sich bereits am gestrigen Morgen vor der Polizeiwache in der Friedrichshainer Wedekindstraße. Ob die Aktion mit drei Brandsätzen und Pflastersteinen von Linksradikalen ausging, blieb gestern zwar unklar. Zu vermuten ist es aber: Schließlich ähnelte der Angriff der Vermummten in fataler Weise einer Attacke von Hamburger Autonomen auf die dortige Lerchenwache, damals im Dezember 2009 flogen ebenfalls Molotow-Cocktails und Krähenfüße wurden ausgelegt.
In Berlin war es bereits der dritte direkte Angriff auf Polizeieinrichtungen in diesem Jahr. Die Attacke vom Montagmorgen reiht sich insofern in eine Serie ein. Dennoch hat der jüngste Angriff eine neue Qualität, die der Hamburger Dimension vergleichbar ist. Denn hier wie dort wurde offenbar bewusst der Verlust von Menschenleben in Kauf genommen. Dass aber ein Arbeiter, der auf dem Weg zum Putzen in die Wache war, offenbar nur knapp den Würfen mit Brandsätzen entgeht, ist durch nichts zu rechtfertigen.
Für den kommenden 1. Mai verheißt das militante Vorgeplänkel nichts Gutes. Dass der Arbeitertag einmal gänzlich ohne Randale ablaufen könnte, glaubt natürlich niemand ernsthaft. Zu eingespielt ist das gewalttätige Ritual seit 1987 an diesem Tag. Doch die Heftigkeit, mit der Gruppen bereits im Vorfeld agieren, lässt die Hoffnung auf einen friedlichen, aber trotzdem politischen 1. Mai in noch weitere Ferne rücken.
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