Land Grabbing in vielen Hungerstaaten

  • Karina Böckmann, Berlin (IPS)
  • Lesedauer: 2 Min.

Eine internationale Konferenz hat sich mit den Folgen der globalen Landnahme durch private Investoren befasst und eine beunruhigende Bilanz gezogen. Demnach findet Land Grabbing vorwiegend in hungergeplagten Ländern ohne Nutzen für die lokale Bevölkerung statt und wird von gravierenden Menschenrechtsverletzungen begleitet. In keinem der untersuchten Fälle konnten die vom 6. bis 8. April in Sussex versammelten Experten ein Beispiel dafür finden, dass sich der Verkauf oder die Verpachtung großer Landflächen über Jahrzehnte an ausländische Staaten oder Unternehmen positiv auf die Menschen vor Ort ausgewirkt hätte. Ganz im Gegenteil. »So werden die Armen ihres letzten Gutes beraubt – dem Land, von dem sie leben«, warnte Roman Herre, Agrarreferent der Menschenrechtsorganisation FIAN.

Nach neuen, auf der Konferenz vorgestellten Zahlen wurden seit 2009 rund 80 Millionen Hektar Agrarland – fast das Fünffache der landwirtschaftlichen Anbaufläche Deutschlands – an gut 1200 Investoren vergeben. 44 Prozent der Fläche werden für die Herstellung von Agrokraftstoffen verwendet. Angesichts der sich global verschärfenden Nahrungsmittelkrise und der weltweit über eine Milliarde Hungernden hagelt es von Seiten internationaler Entwicklungsorganisationen an Kritik. Der Vorwurf: Abgesehen von den negativen ökologischen Folgen des monokulturellen Anbaus zerstören die Großprojekte die kleinbäuerliche Landwirtschaft und verschärfen den weltweiten Hunger. »Die Investitionen werden dort getätigt, wo viel gehungert wird. Mit Ernährungssicherheit oder Armutsbekämpfung hat das nichts zu tun«, so Herre Die Veranstaltung bestätigte die Befürchtungen der Kritiker, dass es sich beim Phänomen des Land Grabbing um einen Landklau im großen Stil handelt.

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