Alles beim Alten

Kommentar von Silvia Ottow

  • Lesedauer: 1 Min.

Wer wäre nicht dafür, die medizinische Versorgung der Bevölkerung zu verbessern? Mehr Ärzte auf dem Land, schnellere Terminvergabe, bessere Verzahnung von ambulanter und stationärer Behandlung – das sind nur einige der Wünsche, die wohl jeder Patient hat. Ob diese jedoch in Realität umgesetzt werden können, ohne bestehende Strukturen im Gesundheitssystem anzutasten, ist fraglich.

Das neue Gesetz, auf das sich Bund und Länder geeinigt haben, will Ärzte mit mehr Geld und einigen organisatorischen Erleichterungen aufs Land locken, obwohl das schon vorher nicht funktioniert hat. Immerhin können bereits jetzt 50 000 Euro dem Einsteiger-Medicus seinen Umzug aufs Land zu versilbern. Sie werden nur nicht oft abgerufen. Ob es hilft, wenn die Summe größer wird? Oder bleibt der Landarzt um die Ecke eine Vision, weil die Gesellschaft die Verarmung ganzer Regionen in Kauf nimmt, in denen niemand leben will?

Beim Versorgungsgesetz fehlte den Verfassern eindeutig der Mut, die Strukturen mit ihren ärztlich vollkommen überversorgten Großstadtgebieten in Frage zu stellen. Man zog es stattdessen vor, das Problem mit Geld zu lösen, das man den Versicherten über steigende Zusatzbeiträge aus den Taschen nehmen wird. Also alles beim Alten

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