Sprachen spielerisch erlernen

Europäisches Sprachenportfolio entwickelt

  • Robert Luchs, Mainz
  • Lesedauer: 2 Min.
Unter einem Portfolio im Bildungsbereich versteht man gewöhnlich eine Sammelmappe, in der die Lernenden ihre Lernerfolge sichtbar machen. Das vom Europarat entwickelte Europäische Sprachenportfolio soll anschaulich, transparent und international vergleichbar über Sprachenkenntnisse und interkulturelle Erfahrungen informieren. Und es soll motivieren und beim Sprachenlernen helfen.

Mainz gehört zu den deutschen Städten mit dem größten Anteil an Migranten, der Anteil der Migrantenkinder in Schulen und Kindergärten, an der Universität und in Forschungsinstituten ist in der Stadt besonders hoch. In einigen Kitas der rheinland-pfälzischen Hauptstadt werden bis zu zwei Dutzend verschiedene Muttersprachen gesprochen. So liegt es nahe, dass drei Kindertagesstätten an dem aktuellen Projekt »Europäisches Sprachenportfolio« teilgenommen haben, das vom Mainzer Institut für Interkulturelle Pädagogik im Elementarbereich (IPE) entwickelt wurde.

Das Projekt regt sprachpädagogische Konzepte an, entwickelt mehrsprachige Konzepte für den pädagogischen Alltag vor allem in Kindertagesstätten und Grundschulen. »Damit soll auch das von der Europäischen Union gesetzte Ziel erreicht werden, dass alle Bürgerinnen und Bürger in Europa in drei Sprachen kommunizieren können«, sagte Professor Otto Filtzinger, der Leiter des IPE, bei der Präsentation des Projektes im Mainzer Rathaus. Das Sprachenportfolio dokumentiert die Entwicklung jedes Einzelnen. Die Leiterinnen der Kindertagesstätten sehen das Ziel nicht allein im Erlernen neuer Sprachen, heißt es. Vielmehr sei es wichtig, dass die Kinder sich mit anderen Sprachen auseinandersetzen, Kinder anderer Herkunft ansprechen und sich spielerisch der neuen Sprache nähern.

Das Projekt Sprachenportfolio besteht aus mehreren Teilen, an dem die Kinder und Schüler im Alter zwischen drei und sieben Jahren selbst mitgewirkt haben. In der sogenannten Sprachbiografie sind neben einem Foto des Kindes auch sein Name und dessen Bedeutung aufgeführt sowie die in seiner Familie gesprochenen Sprachen. Außerdem sind Themen angegeben, die die Kinder besonders interessieren, und Gegenstände, die sie mit ihrer Sprache verbinden. So sollen sie – auch im ständigen Austausch mit anderen Kindern – in ihrer Selbstwahrnehmung gestärkt werden.

Am Ende des Projekts erhält jedes Kind ein Sprachenportfolio-Diplom. Nicht hinterfragt wurde allerdings, wie es mit den Sprachenkenntnissen von Erzieherinnen und Erziehern bestellt ist. Entsprechende Kenntnisse wären die beste Voraussetzung für Sprachprojekte dieser Art. Im Vergleich zu einigen anderen europäischen Ländern hinkt die Ausbildung deutscher Kindergärtnerinnen in dieser Beziehung um einiges hinterher. Das Sprachenportfolio wird nach der Anerkennung durch den Europarat in Kürze durch den Bildungsverlag EINS in Köln publiziert.

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