Peking-Shanghai in fünf Stunden

Neue Hochgeschwindigkeits-Eisenbahnstrecke wird heute in China eingeweiht

  • Werner Birnstiel
  • Lesedauer: 2 Min.
China setzt im Verkehrsbereich zunehmend auf die Schiene – speziell auf den Aufbau eines Hochgeschwindigkeitsnetzes.

In fünf Stunden können Reisende künftig die 1318 Kilometer lange Distanz Peking-Shanghai bewältigen – die Eisenbahn-Hochgeschwindigkeitsstrecke wird heute Nachmittag feierlich eingeweiht.

Im Jahr 2003 hatten das Zentralkomitee der KP Chinas und der Staatsrat nach über sechsjährigen Diskussionen grünes Licht für den Aufbau eines Hochgeschwindigkeitsstreckennetzes (HGV) gegeben. Dieses soll vier Nord-Süd- sowie vier Ost-West-Magistralen haben, die bis zum Jahr 2020 das Land netzartig überziehen werden. Ende vergangenen Jahres war dieses 7531 Kilometer lang. 4322 Kilometer Strecke wurde neu gebaut, wovon jeweils etwa die Hälfte für Geschwindigkeiten bis 350 Km/h bzw. bis Tempo 250 ausgelegt sind. Weitere 5000 Kilometer HGV-Strecken sollen hinzukommen.

Symbolisch war seinerzeit, dass wenige Tage vor Eröffnung der Olympischen Spiele in Peking am 1. August 2008 Chinas erste neue HGV-Strecke nach Tianjin in Betrieb genommen werden konnte. Das Reisevergnügen für die 120 km von Innenstadt zu Innenstadt währt nun nur noch 30 Minuten. Die Züge verkehren im 20 Minutentakt.

Die jetzt nutzbare Strecke Peking-Shanghai überstrahlt jedoch an wirtschaftspolitischer und verkehrstechnischer Bedeutung alle anderen bei Weitem. Denn nun sind die beiden wichtigsten Metropolen Chinas kostengünstiger als mit dem Flugzeug erreichbar, wobei die Fahrgäste von Haus zu Haus nur etwa eine Stunde länger unterwegs sind und das bei erheblich höherem Reisekomfort. Der subventionierte Ticketpreis soll bei circa 600 Yuan (67 Euro) liegen.

Mit der neuen Strecke sind nun die Großregionen Nordost-China und Nord- sowie Ost-China durchgängig durch HGV-Strecken miteinander verbunden. In ihrer geografischen Dimension ist jede dieser Regionen größer als Mitteleuropa. Über 361 Millionen Menschen (rund 27 Prozent der Bevölkerung Chinas) leben im Anbindungsgebiet der Strecke, elf Millionenstädte werden durchfahren. Die Wirtschaftsleistung macht 43,3 Prozent des chinesischen Bruttoinlandsproduktes aus und erfasst die sich am schnellsten entwickelnden und wirtschaftlich stärksten Gebiete.

Jährlich wird mit 160 Millionen Fahrgästen kalkuliert. Insgesamt gibt es 24 Stationen, von denen fünf sogenannte Startstationen sind. In diesen Millionen-Metropolen steigen Fahrgäste zu, die aus weiter entfernten Regionen kommen, in den 19 Zwischenstationen eher Reisende aus Entfernungen von »nur« einigen hundert Kilometern. Die bautechnischen Herausforderungen waren enorm. Das betraf insbesondere die Überbrückung und Durchquerung zahlreicher Flüsse, Wasserläufe, Kanäle und landwirtschaftlicher Nutzflächen in den ostchinesischen Provinzen nördlich von Shanghai, ebenso wie die HGV-Anbindung an und in die Städte, wo fast durchweg hochmoderne, architektonisch interessante Bahnhöfe neu errichtet wurden.

Baubeginn der Strecke Peking-Shanghai war im April 2008, baulich fertiggestellt war sie im November 2010, eisenbahntechnisch vollendet im Frühjahr 2011. In Betrieb genommen wird sie nun pünktlich zum 90. Jahrestag der Gründung der KP Chinas.

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