Regenbogenkrieger von der Weser

Bei Bremen wird derzeit das neue Greenpeace-Flaggschiff gebaut – 32 Seeleute finden Platz

  • Irena Güttel, dpa
  • Lesedauer: 3 Min.
Greenpeace leistet sich ein neues Schiff. Die »Rainbow Warrior III« wird zurzeit bei Bremen gebaut. Nach Monaten auf dem Trocknen wird sie jetzt zum ersten Mal zu Wasser gelassen. Die Taufe ist für Oktober geplant.

Berne. Wenn Thomas Kayser Gäste durch den Schiffsbauch führt, müssen die Besucher noch viel Fantasie mitbringen. »Hier ist die Kommandozentrale, hier werden später die Aktionen geplant«, sagt der Vorarbeiter und zeigt auf ein Gewirr von Kabeln, das aus der Decke hängt. »Im Moment sieht das noch nicht so aus«, gibt Kayser zu. Bis auf die Konstruktionszeichnungen an der Wand ist der Raum so gut wie leer. Die Besucher müssen Kaysers Worten Glauben schenken.

Wenige Meter entfernt kreischt eine Kreissäge, lautes Hämmern hallt durch die leeren Gänge. Auf der Brücke verbindet ein Arbeiter zahlreiche bunte Kabelstränge. Eine Etage tiefer verlegt ein Kollege Linoleumboden. Während das Schiff im Innern noch einer Baustelle gleicht, ist sein Äußeres schon so gut wie fertig.

Der grün lackierte Rumpf glänzt in der Morgensonne. Den Bug ziert eine weiße Taube, die einen Regenbogen hinter sich herzieht. »Greenpeace« prangt daneben in großer Schrift. Auf der Fassmer Werft in Berne lässt die Umweltschutzorganisation für rund 23 Millionen Euro ein neues Flaggschiff bauen. Im Juli 2009 hatte sie es in Auftrag gegeben. An diesem Montag wird die »Rainbow Warrior III« zum ersten Mal zu Wasser gelassen.

Nr. 1 wurde versenkt

Wie ein gestrandeter Wal ruht der fast 58 Meter lange Segler auf einer Plattform am Weserufer. Seinen Anblick werden die Bewohner des Bremer Stadtteils Blumenthal von der anderen Flussseite noch mehrere Monate genießen können. Am 14. Oktober will Greenpeace den Neubau taufen und damit das bisherige Flaggschiff ersetzen. Die Umweltschützer hatten es Ende der 80er gekauft, nachdem der französische Geheimdienst die erste »Rainbow Warrior« im neuseeländischen Hafen Auckland versenkt hatte.

Bis zu seiner ersten großen Fahrt muss das neue Schiff aber noch zahlreiche Tests bestehen – erst am Pier und später auf See. Dann kommt für die Ingenieure die Stunde der Wahrheit, denn sie hatten bei der Konstruktion gleich mehrere Herausforderungen zu meistern. »Wir wollen damit zeigen, dass ökologische Standards im Schiffsneubau möglich sind«, erläutert Patric Salize von Greenpeace. Gleichzeitig musste die Technik den Vorschriften entsprechen.

»Auch die beengten Platzverhältnisse an Bord waren ein Problem«, sagt Projektleiter Uwe Lampe. Auf Bewährtes konnten er und sein Team deshalb oft nicht zurückgreifen. Viele Zulieferer schieden von Anfang an aus. »Alle Böden an Bord sind natürlich PVC-frei. Wir setzen keine Tropenhölzer ein, sondern Sperrhölzer aus Europa.« Der Dieselmotor läuft mit einer eigens entwickelten Abgasreinigungsanlage – ein Katalysator für Schiffe. Das ist nach Angaben von Lampe neu.

Wenn geringe Geschwindigkeiten ausreichen, übernimmt ein sparsamer Elektromotor den Antrieb. Die meiste Zeit soll der neue »Regenbogenkrieger« allerdings mit Hilfe seiner knapp 1300 Quadratmeter großen Segel fahren. In A-Form werden die meterhohen Masten in den Himmel ragen, was sie besonders stabil macht. Diese werden aber erst demnächst aus den Niederlanden geliefert. »Im Moment sieht das Schiff aus wie ein Hahn ohne Kopf«, meint Lampe. Trotzdem ist er jetzt schon ein bisschen stolz, wenn er die technischen Wunderwaffen an Bord aufzählt. Die Segel entfalten sich auf Knopfdruck. Trinkwasser wird aus dem Meer gewonnen, Abwasser wieder aufbereitet und Müll automatisch sortiert.

Spender gesucht

Die Beiboote des neuen Schiffes können während der Fahrt aufs Wasser gelassen werden, und auf dem Deck gibt es einen Hubschrauberlandeplatz. Bis zu 32 Seeleute finden auf der »Rainbow Warrior III« Platz, auf der Vorgängerin waren es nur 15.

Doch nicht nur die Ingenieure der Fassmer Werft betreten mit dem Schiff Neuland, auch Greenpeace selbst. Denn zum ersten Mal in der Geschichte der 1971 gegründeten Umweltorganisation lässt sie sich eine schwimmende Einsatzzentrale nach ihren Wünschen bauen. Dafür werden Spender gesucht. Im Internet können Umweltschützer symbolisch einzelne Teile des Schiffes kaufen.

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