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Opferperspektive kritisiert Alltagsrassismus

  • Lesedauer: 2 Min.

Schwedt/Potsdam (epd). Rassismus und rechtsextreme Übergriffe gehören in Brandenburg nach Einschätzung des Vereins Opferperspektive weiter zum Alltag. So seien wiederholte rassistische Attacken Hauptgrund des Wegzugs des bisherigen Ausländerbeauftragten von Schwedt, Ibraimo Alberto. Auch in der Region Rheinsberg seien wieder verstärkt rechtsextreme Aktivitäten zu beobachten.

Alberto, der 1981 aus Mosambik in die DDR gekommen war und seit 1990 in Schwedt gelebt hat, ist kürzlich nach Karlsruhe umgezogen. Dies sei ein großer Verlust für die Stadt und die Opferperspektive, betonte der Verein. Der Berliner Politikwissenschaftler Hajo Funke bezeichnete den Weggang Albertos als Katastrophe für die Integrationsarbeit.

»Das ist ein Drama, und es ist hochtraurig«, sagte Funke im Deutschlandradio Kultur. Hintergrund des Alltagsrassismus in Ostdeutschland sei vor allem die aggressive Ausbreitung rechtsextremer Ideen in den 90er Jahren. Dass im Fall Alberto auch Anzeigen nicht zu einer Bestrafung der Täter geführt hätten, sei unverständlich, sagte Funke. »Das ist ein Skandal der Polizei vor Ort!« In einem Interview hatte Ibraimo Alberto das ausländerfeindliche Klima in der Stadt an der Oder kritisiert und von massiven verbalen und psychischen Attacken gegen sich und seine Familie gesprochen. Darunter war auch eine Morddrohung gegen eines seiner Kinder bei einem Fußballspiel.

Die Opferperspektive kritisierte, dass trotz der Anzeigen Albertos sich die Situation in Schwedt nicht gebessert habe. Erst am vergangenen Freitag sei eine polnischstämmige Mitarbeiterin in einem Jugendclub in Schwedt von einer Gruppe Jugendlicher rassistisch beschimpft und bedrängt worden. In Rheinsberg sei nach mehreren ruhigen Jahren Ende Juni ein Jugendclub des sozialdemokratischen Jugendverbands »Die Falken« von Rechtsextremen verwüstet worden.

Rechtsextreme seien in der Region besonders im Vorfeld des heute geplanten Neonaziaufmarschs in Neuruppin verstärkt aktiv geworden, so die Opferperspektive. Der Aufzug habe sich inzwischen zum größten Neonaziaufmarsch in Brandenburg entwickelt. Ein Bündnis aus Politik, Gesellschaft, Kultur und evangelischer Kirche ruft für heute in Neuruppin zu Gegenaktionen auf. Die Aktionen der Demokraten in Neuruppin beginnen um 10 Uhr, der Neonaziaufmarsch soll um 12 Uhr starten.

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