Universitäten erleben Ansturm

Trotz Hochschulpakt zu wenige Studiengelegenheiten

  • Lesedauer: 2 Min.
Für viele Studiengänge endete jetzt die Bewerbungsfrist. Die Universitäten erleben einen Zulauf wie nie. Der Grund: Abitur-Doppeljahrgang sowie der Wegfall der Wehrpflicht samt Zivildienst. Der Hochschulpakt soll Abhilfe schaffen. Doch das ist wohl nur eine Hoffnung.

Berlin (ND/AFP). Mit knapp einer halben Million Studienanfängern könnte es in diesem Jahr in Deutschland so viele Erstsemester geben wie nie zuvor. Der Ansturm auf die Universitäten könnte die Studienplätze knapp werden lassen, heißt es in einer Modellrechnung der Hochschulexperten von CHE Consult, aus welcher der »Spiegel« in seiner neuesten ausgabe zitiert.

Auch in den nächsten Jahren sollen die Zahlen kräftiger steigen als bisher erwartet. Die Planzahlen des Bundes und der Länder bis 2015 lägen um bis zu 216 000 Studienanfänger zu niedrig.

Die Autoren der Studie untersuchten auch den bisherigen Aufbau von Studienplätzen im Rahmen des »Hochschulpakts«: Doppelt so viele zusätzliche Erstsemester wie vorgesehen seien seit 2007 zum Studium zugelassen worden. Das sei »ein großer Erfolg der gemeinsamen Bemühungen von Bund und Ländern«, sagte Christian Berthold, Geschäftsführer von CHE Consult. Besonders viele Studienplätze seien in den Ingenieurwissenschaften geschaffen worden.

Die Hochschulen wüssten, was auf sie zukommt. sagt Prof. Dr. Margret Wintermantel im Interview mit der »Tagesschau«. Wintermantel ist seit 2006 Präsidentin der Hochschulrektorenkonferenz (HRK). Die vertritt die Interessen von rund 260 Universitäten und Fachhochschulen in Deutschland.

Seit Monaten würden die höchsten Bildungsanstalten der Länder Maßnahmen vorbereiten, »um die zusätzlichen Studienbewerber aufzufangen. So wird man mehr Tutorien einführen, Lehraufträge erteilen und zusätzliche Räume anmieten. Die Situation ist beherrschbar.« Weniger optimistisch ist die Professorin in Bezug auf den Hochschulpakt. Er »reicht nicht aus«, sagt Wintermantel.

Mit dem im Jahr 2007 beschlossenen Hochschulpakt hat die Bundesregierung auf den zu erwartenden Anstieg an Studienbewerber bis 2020 reagiert. In einer ersten Phase haben Bund und Länder dazu bis 2010 finanzielle Mittel für 90 000 neue Studiengelegenheiten bereitgestellt. 2009 wurde die Fortsetzung des Hochschulpakts bis 2015 beschlossen. Durch Infrastrukturausbau und Personalaufstockung sollen so weitere 275 000 zusätzliche Studienplätze an deutschen Universitäten geschaffen werden. Die Bundesregierung stellt dafür etwa fünf Milliarden Euro zur Verfügung.

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal