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Geheimer Bunker künftig zu besichtigen
In Kunersdorf hätte sich im Ernstfall die Fernmeldezentrale des DDR-Verteidigungsministeriums befunden
Es gab zwar schon die eine oder andere Besichtigung. Aber noch nie sei der Bunker von Kunersdorf (Märkisch-Oderland) für jedermann regelmäßig zugänglich gewesen, erklärt Helmut Kirchner, Vorsitzender des Fördervereins Rüsterbusch Kunersdorf. Der Verein will in Zukunft immer wieder Termine für Führungen anbieten. Los geht es an diesem Sonnabend. Die erste Führung soll um 10 Uhr beginnen, die letzte um 15 Uhr. In der Zeit dazwischen werde man nach Bedarf Besuchergruppen bilden, kündigte Kirchner an. Es könne sein, dass der einzelne mal 30 Minuten warten muss, bis er dran ist.
Am 30. Juli sind die Führungen ausnahmsweise kostenlos. Es wird am Ausgang lediglich um eine kleine Spende gebeten. Später will der Verein Eintritt verlangen. Wie viel man nehmen möchte, steht noch nicht fest. Klar ist nur, dass Geld benötigt wird, um den Bunker weiter instand zu setzen. »Wir sind noch nicht komplett fertig«, verrät Kirchner. Der Bunker sei aber immerhin jetzt schon in einem Zustand, dass man ihn präsentieren könne. Fluchwege sind freigeräumt, Feuerlöschtechnik ist installiert.
Der Bunker Kunersdorf diente einst als Fernmeldezentrale des Atombunkers in Harnekop. In Harnekop wäre im Ernstfall die Hauptführungsstelle des DDR-Ministeriums für Nationale Verteidigung gewesen. Zu Kunersdorf gehörten elf unbemannte Sendestellen, die sich im Umkreis verteilt auf einem Gebiet von 450 Quadratkilometern befanden. Die Kurzwellen-Sendezentrale im Bunker ging 1982 in Betrieb.
Die zerstörte elektrische Beleuchtung musste neu installiert werden, so dass jetzt in fast allen Räumen wieder Licht brennen kann. Die Sendetechnik selbst ist zwar nicht mehr zu besichtigen, aber die Schalt- und Steuerelemente sind noch vorhanden und können gezeigt werden, berichtet Kirchner. Der 72-Jährige kennt sich aus. Er war früher Berufsoffizier bei der NVA. Von 1981 bis 1986 hat er als Fernmelder in dem Objekt gearbeitet. Zur Besatzung gehörten damals rund 80 Leute. Dazu zählten 30 Soldaten für die Fernmeldezentrale, 15 Leute des technischen Wartungsdienstes, ein Wachzug, Köche und anderes Personal. Zum Zwecke der Geheimhaltung firmierte der Bunker einst offiziell als Wetterbeobachtungsstation. Er trug den Tarnnamen »Nutzlast«. Es gab auch die Bezeichnungen Objekt 17/448 und Frankfurt-448.
Eigentümer des Objekts ist heute ein Mann aus Bayern. Er erwarb das Gelände vor etwa einem Jahr und schloss mit dem Bunkerverein einen Vertrag, der die Öffnung des technischen Denkmals aus der Zeit des Kalten Kriegs ermöglicht.
Mit hoher Wahrscheinlichkeit bietet der Bunkerverein die nächsten Führungen am 6. August an. Sicher sei eine Öffnung am 1. und 2. Oktober, verspricht der Vereinsvorsitzende. Ab Oktober sollen dann auch Führungen für Gruppen nach Absprache stattfinden.
Kontakt-Tel.: (0171) 689 83 72
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