Yuan soll konvertibel werden

China bereitet in Hongkong Strukturveränderungen vor

  • Werner Birnstiel
  • Lesedauer: 2 Min.
USA und EU-Vertreter fordern seit Langem angesichts der hohen Exportüberschüsse Chinas eine Freigabe der Währung. Dies soll nun geschehen – aber nicht im Hauruck-Verfahren.

Für Chinas Führung wird die Freigabe des Yuan (Renminbi) als voll konvertierbare Währung zu einer der schwierigsten politisch-ökonomischen Herausforderungen der nächsten Jahre. Diesen Prozess wird man makroökonomisch steuern und den Yuan bis 2015 frei handelbar machen, so die inoffizielle Verlautbarung.

Die »Sonderverwaltungsregion« Hongkong wird als Testfeld dafür dienen, wie die Konvertierbarkeit am effizientesten schrittweise eingeführt werden kann. So dürfen beteiligte Banken bereits Yuan-Konten führen und untereinander mit Yuan handeln. Seit Ende August ist es zudem möglich, in Hongkong deponierte Yuan für Direktinvestitionen in der Volksrepublik einzusetzen. Geschätzt wird, dass eine Summe von umgerechnet 50 Milliarden Euro für Kredite abrufbereit liegt. Das Geschäft läuft aber nur zögerlich an.

Dies ist aus Sicht Pekings der aktuellen EU- und US-Staatsschuldenkrise sowie den Unsicherheiten über die Entwicklung der Weltwirtschaft geschuldet. So erreichte China als zweitstärkste Volkswirtschaft 2010 zwar ein Bruttoinlandsprodukt von 5,88 Billionen Dollar (Zuwachs zu 2009 um 10,3 Prozent) und im Außenhandel wurden 2,97 Billionen Dollar umgesetzt.

Was gut klingt, hat jedoch seine Tücken: Kürzlich warnte Ministerpräsident Wen Jiabao davor, dass Rohstoffpreise und Arbeitskosten kräftig steigen, Engpässe in der Energieversorgung drohen sowie die Kreditzinsen steigen. Auch der internationale Wert des Yuan bereitet Sorgen. Der Wechselkurs wurde 2005 an einen Korb westlicher Währungen mit geringer Schwankungsbreite gebunden und seitdem gegenüber Dollar und Euro um über 21 bzw. 12 Prozent aufgewertet. Während dies die marktwirtschaftliche Regulierung in China förderte, musste die Zentralbank zugleich aber ständig Milliardensummen an konvertierbaren Devisen zurückbehalten, um den Kurs des Yuan zugunsten des boomenden Exports zu stützen. Dadurch wuchsen die Devisenreserven auf inzwischen etwa 2,2 Billionen Euro.

Den Export zu dämpfen und die Binnennachfrage anzukurbeln, ist deshalb eine Kernfrage der makroökonomischen Wirtschaftssteuerung durch Peking. Denn die Exportprodukte von Textilien bis hin zu elektrotechnischen Artikeln sind in der Herstellung energieintensiv, erfordern einen hohen Ressourcenverbrauch und spitzen die Umweltbelastung dramatisch zu. Es geht also um Effizienzsteigerung und Verlangsamung beim Export bei zugleich konsequenter Orientierung auf Entwicklung und Anwendung neuer Produkte, die Erhöhung ihres technischen Niveaus und die Einführung eigenständiger Marken, die vom chinesischen Käufer akzeptiert werden. Und alles in allem dürfen diese Maßnahmen aber keine Arbeitsplätze kosten, um soziale Spannungen nicht weiter zu verschärfen.

Ziel dieser Strukturveränderungen ist ein ausgewogeneres Ver- hältnis von Investition und Konsumtion im Binnenmarkt sowie den Exporten. Gelingt dies, stünde ein konvertibler Yuan auf einer stabilen Grundlage.

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