Generationswechsel im Landesvorstand

Designierter Linksparteichef Stefan Ludwig gewinnt junge Stellvertreter mit Erfahrung: Diana Golze und Thomas Domres

  • Andreas Fritsche
  • Lesedauer: 4 Min.
Thomas Domres
Thomas Domres

Die Bundestagsabgeordnete Diana Golze (LINKE) verfügt schon über eine jahrelange Erfahrung im politischen Geschäft und gilt mit ihren erst 36 Jahren trotzdem noch als junges Talent. Nun wird sie im Februar nächsten Jahres womöglich stellvertretende Landesvorsitzende der Linkspartei. Sie gehört zur Wunschmannschaft des designierten Landesvorsitzenden Stefan Ludwig. Genannt wird auch der Name des Landtagsabgeordneten Thomas Domres. Er ist Jahrgang 1970 und sitzt bereits seit 1999 im Landtag. Domres soll der zweite Stellvertreter werden.

Bislang ist Stefan Ludwig selbst noch Stellvertreter. Im Februar möchte und soll er Nachfolger des bisherigen Landesparteichefs Thomas Nord werden. Die Bundestagsabgeordnete Kirsten Tackmann will zwar erneut für den Vorstand kandidieren. Sie möchte aber nicht mehr stellvertretende Landesvorsitzende sein. Auch dieser Posten wird also frei. Derzeit schon nicht mehr besetzt ist die Funktion der Landesgeschäftsführerin, denn Maria Strauß wechselte ins Finanzministerium. Als neue Landesgeschäftsführerin bewerbe sich Andrea Johlige, erklärte Thomas Nord gestern. Johlige leitet derzeit die Landesgeschäftsstelle in der Potsdamer Alleestraße. Als solche erledigt sie zwar Arbeit, um die sich zuvor Maria Strauß kümmerte. Johlige habe als Geschäftsstellenleiterin aber nicht so weit reichende Befugnisse, erläuterte Nord. Schatzmeister soll Matthias Osterburg bleiben.

Thomas Nord hatte seinen Rückzug bereits im April angekündigt – wohlgemerkt seinen Rückzug als Landesvorsitzender. Ein Abschied aus der Politik soll es keinesfalls werden. »Es ist der Eindruck entstanden, ich wolle mich zur Ruhe setzen«, weiß Nord. Dem sei aber nicht so. Er wolle sich um einen Sitz im Bundesvorstand bemühen, bestätigt Nord. Damit reagiert er auf das Ergebnis der Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus am Sonntag. In der Hauptstadt wurde die rot-rote Koalition abgewählt. In Mecklenburg-Vorpommern kommt es nach Einschätzung von Nord wahrscheinlich nicht zur Bildung einer rot-roten Koalition. Brandenburg bleibt demnach nun auf absehbare Zeit das einzige Bundesland mit einer derartigen Regierungskonstellation. In dieser Situation möchte Nord seinen brandenburgischen Genossen auf Bundesebene noch mehr den Rücken frei halten. Bereits bei seiner Entscheidung, 2009 für den Bundestag zu kandidieren, hatte diese Überlegung eine Rolle gespielt.

Bei den Sozialisten gibt es immer wieder Diskussionen, ob man der SPD in der Vergangenheit zu wenig abgerungen hat, wenn man in Berlin, Mecklenburg-Vorpommern oder Brandenburg Koalitionen schmiedete. Manchmal taucht auch der Gedanke auf, unter kapitalistischen Bedingungen sollten sich Sozialisten generell nur als Oppositionelle betätigen.

Thomas Nord plant, sich im Bundesvorstand »der Kritik zu stellen«. Er sei als »fairer Diskussionspartner anerkannt«, sagt er. Derzeit sitzt für die Brandenburger Genossen Renate Harcke im Bundesvorstand. Harcke arbeitet für die Landtagsfraktion und Nord würde es begrüßen, wenn sie sich erneut um einen Sitz im Bundesvorstand bewirbt. Zwei Bundesvorständler aus dem einzigen rot-rot regierten Bundesland, das wäre »keine Überforderung« des Gremiums, meint Nord.

Er hatte sich länger überlegt, den Posten des Landesvorsitzenden abzugeben. Jetzt versucht er, seinem designierten Nachfolger Ludwig beim Generationswechsel im Vorstand zu helfen. Man hatte darum gebeten, dass sich Interessenten für die Stellvertreterposten bis August melden. Weil keine Bewerbung einging, sprachen Ludwig und Nord mit Diana Golze und Thomas Domres. »Beide sind einverstanden«, berichtet Nord. Natürlich können sich noch Gegenkandidaten melden. Diese Möglichkeit besteht bis zur letzten Sekunde.

»Ich bin nicht dazu überredet worden, habe aber auch nicht aus eigenem Antrieb nach einer neuen Aufgabe gesucht«, verrät Diana Golze. Als kinder- und jugendpolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion und in anderen Funktionen hat die Mutter einer kleinen Tochter und eines kleinen Sohnes eigentlich genug zu tun. Nach einer Verständigung mit ihrer Familie sagte sie aber dennoch zu. Sie könne den Gedanken nachvollziehen, »dass der neue Landesvorstand eine gute Mischung aus Erfahrung und Erneuerung bekommen soll«, sagt Golze. Sie hoffe, diesen Anspruch zu erfüllen.

Die Bundestagsabgeordnete war bereits von 1999 bis 2007 stellvertretende Landesvorsitzende. Wenn sie es nun wieder wird, möchte sie im Gegenzug ihre Arbeit im Bundesausschuss der Linkspartei aufgeben. Diana Golze wurde in Schwedt geboren. Sie ist in Angermünde aufgewachsen und lebt heute in Rathenow.

Thomas Domres kam in Perleberg zur Welt. Er leitet den Petitionsausschuss des Landtags und ist LINKE-Kreisvorsitzender in der Prignitz. Seine Partei nominierte ihn 2009 mit einem extrem guten Ergebnis für die Landtagswahl. »Thomas Domres hat keine Feinde. Jeder mag ihn«, hieß es damals. Gleichwohl wurde in seinem Heimatkreis doch auch mal Kritik an ihm laut, wenn es um die ungewöhnliche Kooperation mit der CDU ging.

Diana Golze
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