Sjón entwirft eine rückwärts gewandte Island-Utopie

Heilserwartung,Hexenwahn

  • Uwe Stolzmann
  • Lesedauer: ca. 2.5 Min.
Der Dichter Sigurjón Birgir Sigurðsson, genannt Sjón, führt in eine ferne Zeit: Island im frühen 17. Jahrhundert, das ist eine im Meer verlorene Insel, besiedelt von einem engstirnigen Völkchen. Zwar gilt die reformierte, die lutherische Lehre, doch die Leute zwischen Küstengebirge und Sumpfland glauben weiter an die Macht von Heiligen, sie fürchten Zauberwesen, Ungeheuer.
Im Mittelpunkt Jónas Pálmason, dem alten Glauben zugetan, und dennoch ein faustischer Typ, ein Aufklärer weit vor der Aufklärung. Als Kind hieß er bereits der »kleine Doktor«, sein Leben lang treibt ihn Neugier, Erkenntnisdrang, obgleich er ahnt: Die Ungeheuer des Aberglaubens wird er nicht erlegen. Das Inselvolk duldet keinen Forscher, nicht mal einen Lehrer. Schon Lesen oder Schreiben sind Teufelswerk, der »Hexenschulmeister« ein Verbrecher. »Jónas der Gauner, Jónas der falsche Hund, Jónas der eingebildete, verlogene Fantast. Ja, so nennen sie mich in ihren Schmähsc...

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