Streik kontra Sargdeckel

Griechenlands Staatsbedienstete wehren sich

  • Anke Stefan, Athen
  • Lesedauer: 2 Min.
Mit einem eintägigen Streik wehrten sich Griechenlands Staatsbedienstete am Mittwoch gegen neue Kürzungen und drohende Entlassungen.

Neue Einschnitte bei den Renten, weitere Kürzungen der Löhne im öffentlichen Sektor und die Entlassung oder Verrentung von 30 000 Staatsbediensteten noch bis zum Ende des Jahres sind die Kernstücke der Gesetze, die vom griechischen Parlament bis Monatsende verabschiedet sein müssen. Sonst drohen die Gläubiger des Mittelmeerstaates, die Auszahlung der sechsten Kreditrate zu verweigern. Die Betroffenen, längst an der Grenze ihrer Belastbarkeit, setzen sich zur Wehr. Mit einem landesweiten Streik im öffentlichen Dienst sowie in den teilstaatlichen Betrieben antworteten die Staatsangestellten.

»Wir werden nicht zulassen, dass ihr den Deckel über dem Sarg schließt, in den ihr uns geworfen habt«, stand auf einem Transparent. Bei einer Streikbeteiligung, die nach Angaben der Gewerkschaftsdachverbände ADEDY (öffentlicher Dienst) und GSEE (teilstaatliche Betriebe und private Wirtschaft) vielerorts über 90 Prozent erreichte, blieben Behörden, Schulen, Fachhochschulen geschlossen, die Züge in den Bahnhöfen und die Flugzeuge am Boden. Krankenhäuser, Strom- und Wasserwerke arbeiteten mit Notpersonal, im staatlichen Rundfunk und Fernsehen gab es keine Nachrichtensendungen. Am 19. Oktober soll ein Generalstreik folgen - der zwölfte seit Verabschiedung der ersten Sparmaßnahmen Anfang vergangenen Jahres.

»Damals hat man uns gesagt, wir bekämen die Lohnzuzahlungen gestrichen und dann würde es keine neuen Einschnitte geben«, erklärte Giannis Keratsas. »Aber statt dessen geht es immer weiter und ein Ende ist nicht abzusehen.« Etwa 600 Euro hat der Abteilungsleiter bei der Gemeindeverwaltung des Athener Vorstadtviertels Glyfada mittlerweile netto jeden Monat weniger auf dem Konto. Nach 26 Jahren im öffentlichen Dienst beträgt sein Bruttogehalt nur noch 1900 Euro, netto bleiben davon nicht einmal 1400 übrig.

Angestellte wie Keratsas, dessen Frau in gleicher Position ebenfalls bei der Gemeinde arbeitet, gehören damit sogar noch zu den Bessergestellten unter den Lohnabhängigen.

»Für den Ministerpräsidenten ist es in Ordnung, wenn in jeder Familie einer arbeitet«, erinnerte Vassilis Likouras die in Athen versammelten Gewerkschafter der kommunistisch orientierten Gewerkschaftsfront PAME an den Ausspruch von Giorgos Papandreou im September, Ziel seiner Regierung sei es, dass jede Familie einen Erwerbstätigen aufweisen könne. Seine Politik aber habe bereits zu 110 000 Familien ohne arbeitendes Mitglied geführt, so der Lehrergewerkschafter. Und die Tendenz sei steigend.

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