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Hellersdorf bekle! Geliyoruz!

1. Türkeitage an der Alice Salomon Hochschule

  • Ariane Mann
  • Lesedauer: 3 Min.

Die zwei Studentinnen staunen nur, als sie in eine Veranstaltung im Audimax platzen und kein Wort verstehen. Prof. Mustafa Gülmez von der Universität in Antalya fühlt sich nicht auf einer Auslandsreise. Nasrin aus Ankara, seit drei Wochen mit dem Erasmusprogramm sehr glücklich in Berlin, schnuppert ein wenig Heimatluft. An den Wänden hängen Ebru-Kunst-Bilder des Künstlers Semsettin Dagli.

Zum Auftakt des Wintersemesters fanden am Donnerstag und Freitag die ersten Türkeitage an der Alice Salomon Hochschule (ASH) in Hellersdorf statt. Unter dem Motto »Hellersdorf warte! Wir kommen!« ging es der weltoffenen Hochschule für Soziale Arbeit und Sozialpädagogik darum, ihre vielfältigen Beziehungen der Mitarbeiter und Studierenden zur Türkei sichtbar zu machen, sie auszubauen und neue Kooperationspartner zu finden. »Für uns in Berlin, wo türkisch die zweitwichtigste Sprache ist, spielt die Türkei eine besondere Rolle in unserer internationalen Ausrichtung«, meint Rektorin Prof. Dr. Theda Borde. »Die Potenziale der Migranten zu nutzen und zu fördern, ist unser Ziel.«

Das Motto der Türkeitage richtet sich daher vor allem auch an die in Berlin lebenden Migranten. »Mit nur acht Prozent der Migranten-Studenten ist dieser Anteil viel zu gering, die Hälfte davon ist türkischstämmig.« Daher wird gerade in Berliner Schulen über Studiengänge, Entwicklungsmöglichkeiten bis hin zur Promotion an der ASH informiert. Ebenso über die guten Arbeitsmöglichkeiten. Denn auch ein Fachkräftemangel im sozialen Bereich und in dem Gesundheits- und Pflegemanagement ist absehbar. Die Zweisprachigkeit wird an der ASH gefördert. »Erstmalig ist der Andrang so groß, dass zwei Anfängerkurse für Türkisch eingerichtet wurden.« Auch Kurdisch wird unterrichtet. Intensiven Sprachunterricht gibt es für den Studiengang Bachelor International, der durch langjährige Kooperation mit der Hacettepe Universität in Ankara Studenten aus Berlin einen Aufenthalt in der Türkei ermöglicht.

Die jungen Berliner Türken bewegen sich heute zwischen den zwei Welten, haben in beiden Ländern Anknüpfungspunkte und Netzwerke. Die Migration haben sie nicht so erlebt wie ihre Eltern und Großeltern, die vor 50 Jahren kamen. Der Student Isik Sekerli bringt es auf den Punkt, wenn er sagt, dass diese Generation sich als türkischstämmig mit »Vibrationshintergrund« bezeichnet. »Irgendetwas bewegt sich noch, was uns anders sein lässt.« Er hat die Türkeitage mit vorbereitet, hat seit kurzem den Vorsitz beim ASTA und ist Tutor im Programm Bachelor International. Er, der jahrelang Sozial- und Jugendarbeit in Kreuzberg und Neukölln geleistet hat, fühlt sich an der Hochschule sehr wohl. »Hier bin ich als Person anerkannt.«

Viele Berliner Einrichtungen, die sich an Flüchtlinge, Migranten oder - wie eine Teilnehmerin sagte - »türkische Deutsche« wenden, haben von ihren Erfahrungen aus der Praxis berichtet. Sie bieten Praktika für die Studenten an, diese wiederum ihre Forschungskompetenzen. Die Hacettepe Universität in Ankara stellte sich vor. Ebenso die Akdeniz Universität in Antalya, mit der eine Zusammenarbeit geplant wird. Dabei geht es neben dem Studentenaustausch auch um Kooperationen der Verwaltungsmitarbeiter und Lehrenden.

Brücken überqueren und neue bauen, Informationen austauschen, mit neuen und alten Partnern diskutieren, Literatur mit Emine Sevgi Özdamar und Musik mit Fritz Kaas erleben, türkisch von » Zimt und Mehl« speisen oder im Workshop die türkische Ebru-Kunst selbst gestalten - das waren einige Momente der 1. Türkeitage an der Hochschule. Erol Esen, Professor an der Akdeniz Uni, der einen »großen Bedarf an Kooperation und Wissenstransfer« ausmachte und die Studenten aufforderte, selbst aktiv zu werden, wenn sie ein Semester in der Türkei absolvieren möchten, sprach dann auch schon von den 2. Türkeitagen. Na dann: Hellersdorf bekle! Geliyoruz!

www.ash-berlin.eu

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