Unbelastet

Stefan Rudolph könnte neuer Wirtschaftsminister in Schwerin werden

  • Velten Schäfer
  • Lesedauer: 2 Min.
Personalie: Unbelastet

Dr. Stefan Rudolph, geboren 1962 in Friedland und Mitglied der CDU, soll wohl Wirtschaftsminister im Nordosten werden - zumindest spekulieren die Medien hartnäckig darüber. Und im Grunde spricht auch nichts dagegen: Berufsbeamter seit 2003, ist Rudolph seit 2006 Staatssekretär im Wirtschaftsministerium und hat diesen Einlern-Posten für Ministerkandidaten im Sinne seiner Partei auch gut ausgefüllt. Zudem ist er seit September Mitglied der Landtagsfraktion. Dennoch soll es Widerstände in der SPD geben: Rudolph war nämlich vor der Wende Mitglied der SED - und den Doktortitel erwarb er, 1987 als Diplomlehrer abgegangen, 1990 an der Potsdamer Akademie für Staat und Recht. Die »ASR« aber war eine Kaderschmiede der Partei.

In einem parteipolitischen Sinn mag man es den Sozialdemokraten auch nicht verdenken, mit dieser Karte zumindest einmal zu drohen: Wie oft und wie selbstgerecht wird ihnen von den Schwarzen Kommunismusphilie vorgehalten, obwohl sie selbst es doch waren, die sich nach 1990 so eisern von der SED abgegrenzt hatten, während die CDU-Blockflöten einfach einen Schalter umlegen und weiter funktionieren konnten? Dennoch wäre es ungerechtfertigt, wenn dem einstigen Hoffnungsträger der Arbeiterklasse der Karriereschritt wegen seiner Biografie verstellt würde. 1991 fing er an der Landespolizeischule als Fachlehrer an, absolvierte alle rechtlichen Hürden für ein Beamtenverhältnis und begab sich in Schwerin auf die Karriereleiter. Er hat sich nichts zuschulden kommen lassen, selbst nach heutigen Maßstäben nicht. Rudolph ist so »unbelastet« wie viele andere Absolventen der ASR.

»Die Altkader sind unter uns«, hat sich der »Focus« unlängst vor den Absolventen der ASR gegruselt. Dass sich der aufstiegsorientierte Rudolph in solchen »Debatten« nicht in die erste Reihe stellen will, ist ihm nicht zu verdenken. Eins würde man aber schon gerne sehen von einem Aufsteiger, dem anders als so manchem anderen Parteifreund von früher materiell schon lange nichts mehr passieren kann. Ein kleiner Zusatz im Lebenslauf: Derzeit verwendet Rudolph eine Version, die zwar seine Promotion zum »Dr. rer. pol.« im Jahre 1990 erwähnt, aber nicht seine Hochschule.

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