Abgehobene Pläne

Rostocker Flughafen soll privatisiert werden

  • Velten Schäfer
  • Lesedauer: 3 Min.
Nach dem Ergebnis der rot-schwarzen Koalitionsverhandlungen in Schwerin soll der Flughafen Rostock-Laage privatisiert werden. Passieren wird wohl nichts dergleichen, denn trotz einer positiven Entwicklung bleibt der Flugbetrieb im Nordosten ein Zuschussgeschäft.

Zuletzt gab es wieder einmal gute Nachrichten aus Rostock-Laage: Im September 2011 sind dort gut 31 000 Passagiere abgefertigt worden, so viel wie noch nie seit Aufnahme des Zivilbetriebs auf dem Flughafen, den sich seit 1993 Personen-, Fracht- und Militärflugzeuge teilen. Ein »goldener September« habe die Passagierzahlen in die Höhe schnellen lassen, hieß es bei der Flughafengesellschaft zur Erklärung. Im Gesamtjahr rechne man mit 220 000 Passagieren und erwarte ein »solides Ergebnis«, erklärte die Flughafen-Geschäftsführerin Maria Anna Muller.

Verdeckte Förderung

Schon im Juli hatte Muller, die seit wenigen Jahren den Flughafen leitet, positive Zahlen präsentieren können. In den ersten sechs Monaten 2011 waren laut Halbjahresbilanz knapp 96 000 Passagiere gezählt worden, ein Plus von acht Prozent gegenüber dem Vorjahr. Dass der Flughafen in den letzten Jahren unter der Geschäftsführung von Muller »eine gute Entwicklung« nimmt, sagt beispielsweise auch die Rostocker LINKE-Fraktionschefin Eva Maria Kröger.

Ein günstiger Zeitpunkt zum Verkauf? »Mecklenburg-Vorpommern will Flughafen Laage privatisieren«, »Flughafen Laage vor Privatisierung« oder »Mecklenburg-Vorpommern will Flughafen Rostock-Laage verkaufen« - so lauteten nach den Koalitionsverhandlungen im Nordosten die Schlagzeilen. Dabei hat das Land hier gar nichts zu entscheiden. Zwar wurde jüngst bekannt, dass das Land wohl doch verdeckte Förderungen an den Flughafen geleistet haben könnte, aber der zivile Flughafen gehört dem Kreis Rostocker Land sowie den Kommunen Rostock und Laage. Die Eigentümer, so Kröger, können zum Verkauf nur »ermutigt« werden, der ganze Beschluss sei reichlich abgehoben.

Fast eine Million Euro hat allein die Stadt Rostock laut Kröger 2010 in den Flughafenbetrieb zuschießen müssen, insgesamt belief sich das Defizit 2010 auf rund 1,8 Millionen Euro - und das bei einer positiven Entwicklung der Fluggastzahlen und der umgeschlagenen Tonnen Cargo-Gut.

Da scheint es nur schwer vorstellbar, dass sich ein Investor findet - »wenn man nicht für einen Euro verkaufen will«, wie Kröger sagt. Dass die Privatisierungsideen aus den Koalitionsverhandlungen »an der Realität vorbei« gingen, erklärte auch der CDU-Bundestagsabgeordnete Eckhardt Rehberg kürzlich: Flughäfen dieser Größenordnung seien nun einmal nicht profitabel zu betreiben. Kröger sagt, statt einen Verkauf unter Wert ins Spiel zu bringen, solle sich das Land lieber klar zum Flughafen bekennen und selbst Anteile erwerben.

Nach einer Studie, die die Deutsche Bank vor einigen Jahren hat durchführen lassen, ist ein Flughafen erst ab etwa 500 000 Fluggästen im Jahr profitabel zu betreiben. Das ist eine Dimension, die in Rostock weiterhin außer Reichweite liegt, selbst wenn das Ziel von 220 000 im laufenden Jahr erreicht und damit das Vorjahresergebnis in etwa gehalten werden würde.

Keine Leute, keine Leute

Als Strukturproblem von Laage gilt, dass der Flugbetrieb zur Hauptsache auf dem »Incoming«-Bereich beruht. Will sagen: Es mangelt an Flugkunden aus der Region selbst. Nicht zuletzt deshalb ist es unwahrscheinlich, dass sich an der Situation in Laage bald viel ändert - zumal der Betrieb für die beteiligten öffentlichen Hände zwar bereits teuer ist, für einen privaten Betreiber aber noch teurer werden dürfte. Denn die Bundeswehr, die bisher für etwa eine Million Euro jährlich den teuren Feuerwehrbetrieb versieht, würde dann wohl härter verhandeln.

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