Die Maus im Haus ist nicht immer nur allein

GARTENTIERE: Mitunter gibt's eine Invasion kleiner Nager, doch eine Ratte im Keller ist schlimmer

  • Prof. Dr. Ulrich Sedlag, Zoologe
  • Lesedauer: 2 Min.

Im Garten bekommt man kaum jemals eine Maus zu sehen. Im Winter füttere ich die Vögel zwar unter anderem vor dem Fenster am Boden, also für Mäuse leicht erreichbar, aber sie nutzen das Angebot allenfalls nächtlich. Einen Eindruck davon, dass sie wenigstens zeitweilig in großer Zahl vorhanden sind, vermittelten einst zwei Masseninvasionen im Haus.

Beide Male geschah das im Sommer, also nicht etwa aus Flucht vor winterlicher Not. Bei der ersten Invasion fing ich die Mäuse zunächst in Lebendfallen und setzte sie in der entlegendsten Ecke des Gartens aus. Der nicht versiegende Zustrom nährte den Verdacht, dass die Exmittierten gezielt den Rückweg eingeschlagen hatten - so dass ich schweren Herzens zum Einsatz von Schlagfallen überging. Jagdstrecke: 70 Hausmäuse, eine Brandmaus, zusätzlich fünf Spitzmäuse (die keine Mäuse sind)!

Bei der zweiten Invasion gab es mit Schlagfallen erlegt 64 Mäuse - unter den Hausmäusen jetzt auch einige Gelbhalsmäuse. Einige Tiere gelangten auch in den Oberstock, wo es meiner Meinung nach nichts zu fressen gab, allenfalls die eine oder andere entrollte Walnuss, tote Insekten und Spinnen. Keinesfalls bestand Zugangsmöglichkeit zu Trinkbarem oder wenigstens saftiger Nahrung. Erstaunlich, dass die kleinen Nager trotzdem dort nicht nur leben sondern sich sogar fortpflanzen konnten! Letzteres zeigte sich, als einmal Jungtiere in jämmerlichem Zustand die Treppe herab kamen. Den kleinen Brandmäusen (Foto: Sedlag), die mit ihrem deutlich abgesetzten Aalstrich zweifellos unsere schönsten Mäuse sind, scheint es da schon besser zu gehen.

Seit einigen Jahren verirrte sich nur ganz vereinzelt mal eine Maus ins Haus, obwohl sich die Lebensbedingungen in der Umgebung kaum geändert haben. Offensichtlich gibt es auch im Garten zyklische Massenvermehrungen, wie sie regelmäßig bei Feldmäusen auftreten.

Im Garten treten gelegentlich auch Wanderratten auf (deren Existenzgrundlage zweifellos der große Taubenschlag eines Nachbarn ist). Im Haus können sie Unheil anrichten. Eine versehentlich ins Wohnzimmer eingesperrte Ratte versuchte einmal unter der Tür nach draußen zu kommen und hinterließ als Andenken Löcher in Fußbodenbelag und Putz. Zum Glück räumte sie das Haus, nachdem ich ihr die Türen geöffnet hatte. Ein andermal gab es im Keller nahezu einen Totalverlust der Kartoffelernte. Wie die Ratte hinein und heraus gekommen war, blieb mir ein Rätsel. Als Provokation empfand ich die Unzahl nur mäßig angefressener Knollen, die großenteils auf das ziemlich hohe Kellerregal getragen worden waren. Mäuse wären dazu wohl kaum in der Lage gewesen.

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