New York: Camp geräumt

Polizeieinsatz gegen Wall-Street-Protestler

  • Lesedauer: 2 Min.
Der New Yorker Zuccotti Park gilt als der Zentrum der weltweiten Occupy-Bewegung. Die Wall-Street-Protestler campieren hier seit rund zwei Monaten. Nun hat die Polizei das Lager geräumt. Doch die Demonstranten organisieren sich schon wieder.

New York/Zürich (Agenturen/nd). In der Nacht zu Dienstag rückten Polizisten in Kampfmontur an und umstellten den New Yorker Zuccotti Park, in dem seit fast zwei Monaten die Menschen in Zelten ausharren und ihre Aktionen gegen die Macht der Banken und soziale Ungerechtigkeiten organisieren. Die Protestler wurden mit Handzetteln und Megafonen aufgefordert, das Gelände zu verlassen. Wer blieb, wurde von Polizisten in Handschellen abgeführt. Bis zum Morgen war der Park geräumt, und Putzkolonnen rückten an. Auch in Zürich wurde nach einmonatiger Duldung ein Zeltlager geräumt.

»Wessen Park? Unser Park!« skandierten in New York die geschätzt 200 Menschen auf dem Gelände im Finanzbezirk, als die Polizeiaktion gegen 1 Uhr nachts begann. Viele Protestler verließen den Park unter dem Eindruck der Polizeimacht. Einige Dutzend harrten weiter aus, ketteten sich teilweise an, um die Räumung zu verhindern. Manche trugen Atemschutzmasken, weil sie den Einsatz von Tränengas fürchteten. Was später genau passierte, ist unklar. Die Fernsehteams, die mit ihren Übertragungswagen seit Wochen am Park stehen, wurden von der Polizei abgedrängt.

»Ich habe gesehen, wie die Polizei Leute geschlagen hat«, sagte ein Mann in die Fernsehkameras. Bürgermeister Michael Bloomberg erklärte auf einer Pressekonferenz am Morgen (Ortszeit): »Es gibt keine ernsthaften Verletzungen, von denen wir wüssten.« Die Polizei sei professionell vorgegangen. Nach Bloombergs Worten gab es annähernd 200 Festnahmen im Park und den umliegenden Straßen, in die Protestler geflüchtet waren.

New Yorks Polizeichef Raymond Kelly persönlich überwachte die Räumung. »Es waren mehrere Hundert Polizisten im Einsatz«, sagte er auf der Pressekonferenz. Bloomberg begründete die Räumung mit Sicherheitsbedenken: »Meine Sorgen haben zugenommen - wie die des Parkbesitzers Brookfield Properties -, dass die Besetzung eine Gesundheits- und Feuergefahr für die Protestler selbst und für die umliegende Nachbarschaft darstellt.« Schon einmal hatte Bloomberg einen Polizeieinsatz angeordnet, aber dann einen Rückzieher gemacht.

Über soziale Netzwerke wie Facebook begannen die Demonstranten gleich wieder, sich zu organisieren. Am Morgen zogen sie in großen Gruppen durch Downtown Manhattan. Ihr Motto nun: »Erobert die Wall Street zurück.« Für Donnerstag haben die Demonstranten einen Straßenkarneval direkt an der Finanzmeile angekündigt.

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