Rausschmiss eines Unbequemen

RBB kündigt Ken Jebsen

  • Robert Meyer
  • Lesedauer: 2 Min.
Der Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) trennt sich nach andauernder Debatte nun doch von seinem umstrittenen Moderator Ken Jebsen. Seine angebliche Äußerung, der Holocaust sei eine PR-Aktion gewesen, kostete den Radiomacher nun endgültig den Sendeplatz.

Mit der Betrachtung von Aussagen in einem zusammenhängenden Kontext ist es eine knifflige Angelegenheit. Ein Satz allein für sich genommen kann exakt das Gegenteil von dem bedeuten, was dessen Urheber damit eigentlich ausdrücken wollte. Diese Erfahrung musste Radiomoderator Ken Jebsen machen. Seit zehn Jahren moderiert der 45-Jährige für den zum RBB gehörenden Jugendsender »Fritz« die wöchentliche Unterhaltungs- und Nachrichtensendung »KenFM«. Jebsens Stil ist unkonventionell. Seine stakkatohaften Moderationen sind nicht immer nur das bloße Abspulen vorgefertigter Nachrichtenhäppchen. Jebsen hat zu jedem Thema eine Meinung, welche er stets in einem sinnflutartigen Wortschwall artikuliert hat.

Ausgerechnet ein persönlicher Brief Jebsens an einen Zuhörer kostete ihn nun seinen Job. Das Schriftstück tauchte vor einigen Wochen auf dem Blog »Die Achse des Guten« auf, welcher vom Publizisten Henryk M. Broder mitbetrieben wird. Letzterer war es auch, der für die Medien die Deutungshoheit über Jebsens Äußerungen übernahm und die Behauptung in die Welt setzte, der Radiomacher hätte den Holocaust als PR-Aktion bezeichnet. Der Satz »Ich weiß, wer den Holocaust als PR erfunden hat« geistert seitdem vollkommen isoliert durch die Medien, die den Vorwurf mehrheitlich unüberprüft übernahmen. Zahlreiche Rechtschreib- und Grammatikfehler in Jebens Brief hätten dabei Anlass genug sein müssen, das komplette Schriftstück einer tieferen Analyse zu unterziehen. Eine Leugnung des Holocaust findet nämlich nicht statt. Jebsen führt im Anschluss an den von Broder und den meisten Medien verbreiteten Satz weiter aus, dass Reichspropagandaminister Joseph Goebbels sich in den Büchern des »Vaters der Public Relations«, Edward L. Bernays, bedient habe, um dem deutschen Volk die antijüdische Propaganda der Nazis möglichst schmackhaft zu machen.

Doch die Empörungsmaschinerie über den durchaus sehr wirr verfassten Brief war schneller als jeder Versuch einer sachlicher Auseinandersetzung mit den Fakten. Zunächst stellten sich die Verantwortlichen des RBB noch hinter ihren ins Kreuzfeuer geratenen Moderator und nahmen Jebsen nach einer kurzen Zwangspause wieder ins Programm. Drei Wochen später aber folgt eine erneute Kehrtwende. Der 45-Jährige habe sich nicht an »verbindliche Vereinbarungen« gehalten und »zahlreiche seiner Beiträge« würden nicht den journalistischen Standards des Senders entsprechen, erklärte RBB-Programmdirektorin Claudia Nothelle. Im Detail bedeuteten die Absprachen, dass Jebsen den Politikanteil seiner Sendung hätte deutlich reduzieren und künftig mit dem Sender absprechen müssen. Böse Zungen würden solch ein Vorgehen als Maulkorb zugunsten eines massenkompatiblen Einheitsprogramms bezeichnen.

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