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Karrierefrau
Dilek Kolat / Die SPD-Politikerin wird neue Senatorin für Arbeit, Frauen und Integration in Berlin
»Es sind zurzeit keine Termine verfügbar«, heißt es auf der Homepage von Dilek Kolat. Das dürfte sich jetzt schnell ändern, denn als neue Senatorin für Arbeit, Frauen und Integration in Berlin hat die 44-jährige SPD-Politikerin, die in der Türkei geboren wurde und im Alter von drei Jahren nach Westberlin kam, demnächst alle Hände voll zu tun. Repräsentative Termine sind da nur eine Facette des neuen Jobs.
Ein Wunschjob muss man sagen. Schließlich sollte Dilek Kolat ursprünglich als Fraktionschefin im Abgeordnetenhaus dem Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit den Rücken frei halten, doch sie bestand auf einen Posten in der neuen schwarz-roten Senatskoaltion - und fand mit ihrem Wunsch beim SPD-Alphamann Gehör. Ein Beleg, wie gut die Diplom-Mathematikerin und Vertreterin des linken Parteiflügels im Landesverband der Berliner SPD vernetzt ist.
Vor allem dürfte die Berufung als Senatorin aber das Ergebnis der ehrgeizigen politischen Karriere sein, die Kolat seit den neunziger Jahren verfolgte. Erst im Bezirk Tempelhof-Schöneberg und dann als Haushaltsexpertin und Vize-Fraktionschefin der SPD im Abgeordnetenhaus. Ihre Erfahrung sei ausschlaggebend für die Berufung gewesen und nicht ihr Migrationshintergrund, betonte auch Klaus Wowereit.
Karriere- statt Quotenfrau also. Dafür spricht überdies der Zuschnitt ihres Ressorts: Über den Bereich der Integration hinaus fallen in ihren Zuständigkeitsbereich nämlich auch die Felder Arbeit und Frauen. Damit zeichnet Kolat verantwortlich für den von Rot-Schwarz avisierten Umbruch weg vom Öffentlichen Beschäftigungssektor hin zu einer deutlich anderen Arbeitsmarkpolitik. In ihre Verantwortung wird auch die Verschärfung für Transferempfänger fallen, die bisher vergleichsweise glimpflich - ohne Zwangsumzüge - davonkamen.
Eine Auswirkung hat die Ernennung Kolats indes bereits vor der Vereidigung an diesem Donnerstag: Ihr Mann Kenan tritt zum Jahresende als Geschäftsführer des Türkischen Bundes Berlin-Brandenburg (TBB) zurück. Denn der bekommt viel Geld vom Senat. Ein Geschmäckle wollten die Kolats vermeiden.
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