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Als durch Spandau noch der Rhein floss

Ein Besuch der Altstadt im Nordwesten Berlins ist wie ein Ausflug in eine andere Welt

  • Andreas Heinz
  • Lesedauer: 3 Min.
Berliner Ecken: Zwölf Bezirke hat Berlin, 21 Stadtteile, unzählige Kieze. Aber welcher Kreuzberger besucht die Parks in Charlottenburg, welche Pankowerin eine Neuköllner Shisha-Bar? In loser Folge schauen wir in Berliner Ecken - vom Touristenmagneten bis zur Kneipe.
Wohnen am Wasser in Spandau
Wohnen am Wasser in Spandau

Gehen Sie doch mal auf dem alten Rhein spazieren. Für diesen Ausflug können Sie in Berlin bleiben, eine Fahrt mit der U-Bahn-Linie 7 bis zur Endstation Altstadt Spandau genügt. Dann hinein in das Kolk genannte älteste Siedlungsgebiet des Bezirks Spandau, gegründet am Zusammenfluss von Spree und Havel.

Bis 1912 trennte ein Wasserarm, der Deutsche Rhein, die Altstadt und den Kolk. Dann wurde das Gewässer zugeschüttet und darüber die Straße Am Juliusturm angelegt. Der Begriff Kolk stammt aus dem Niederdeutschen und ist die Bezeichnung für eine kleine Vertiefung am Grund strömender Gewässer.

Aus der lauten gegenwärtigen Welt der Metropole geht es zurück bis ins 14. Jahrhundert, von dem in dem im Nordwesten Berlins gelegenen Bezirk noch etliche bauliche Zeugnisse existieren. Obendrein Natur pur. Dazu gehört die Sicht vom Möllentordamm auf die Havel - ein Blick in eine wildromantische verwunschene Welt, weit ab vom Autolärm und dem Geruch der Großstadt.

Bis 1875 lag am heutigen Möllentordamm das selbstständige Dorf Damm, das aber nicht zur Stadt Spandau gehörte, sondern zum Landkreis Osthavelland. Man lebte vom Fischfang. Die Bewohner hatten dieses Recht schwarz auf weiß per Urkunde von Kurfürst Joachim I. erhalten. Dieses verbriefte Recht gilt noch heute.

Weiter zur am Mühlengraben stehenden Stadtmauer, in die der Kolk eingebunden war. Anfang des 14. Jahrhunderts wurde Spandau damit umgeben. Somit ist bewiesen: Spandau ist älter als Berlin. Gerne betonen die Bewohner, dass sie aus »Spandau bei Berlin« kommen. Schlendern Sie an der historischen Mauer entlang, schauen Sie auf den Mühlengraben und lassen Sie die Seele baumeln. Im Kolk stehen noch einige Häuser aus früheren Zeiten. Dazu gehört eine um 1750 erbaute Gaststätte, die seit 1945 »Alte Kolkschenke« heißt. Daneben ducken sich Fachwerkhäuser. Und immer wieder geht der Blick aufs Wasser, auf Weiden und Birken.

Nach so viel Natur pur und frischer Luft verlangt der Leib aber auch nach Stärkung. Kein Problem. Lassen Sie sich durch die Altstadt treiben - einer der schönsten Berlins. Klassisch, ohne Hektik, ohne großen Rummel. Okay, die obligatorischen Brat- und Currywurststände fehlen auch hier zum Jahreswechsel nicht. Dazu wird viel Kunsthandwerk geboten.

Ein Brausen holt den Wanderer zurück in die Gegenwart. Jede Menge Pkw und Busse auf dem Altstädter Ring rund um den Bahnhof Spandau. Noch ein Blick auf den zwischen 1910 und 1913 errichteten Rathausbau mit dem 80 Meter hohen Turm. Dann einsteigen bitte - die S-Bahn wartet. Endstation Großstadt.

www.nd-aktuell.de/berlinerecken

Kopfsteinpflaster, Fachwerkhäuser: der Spandauer Kolk
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