Arme Armee

Standpunkt von Fabian Lambeck

  • Lesedauer: 2 Min.

Dass sich in der Bundesrepublik ein Niedriglohnsektor mit mehr als sieben Millionen Beschäftigten etabliert hat, ist hinlänglich bekannt. Diese Entwicklung ist weder neu noch unbeabsichtigt. Es war SPD-Kanzler Schröder, der mit seinen Arbeitsmarktreformen einst die Büchse der Pandora öffnete. Seitdem hat sie sich vergrößert, jene industrielle Reservearmee. In der marxistischen Wirtschaftstheorie zählt man dazu jene Arbeiter, die gezwungen sind, ihre Arbeitskraft zu verkaufen, aber dafür keinen Käufer finden.

Wenn man so will, bilden Niedriglöhner, zu denen auch viele Leiharbeiter gehören, die Vorhut dieser Reservearmee. Sie sind gezwungen, ihre Arbeitskraft zu einem extrem geringen Preis zu verkaufen. Einem Preis, der oft nicht einmal ihre Lebenshaltungskosten deckt. Und so müssen Hunderttausende ihre schmalen Einkommen mit Hartz-IV-Leistungen aufstocken. Zudem sind viele dieser Billigsoldaten nur befristet angestellt. Selbst wenn sie einmal so viel verdienen, dass sie in die Arbeitslosenversicherung einzahlen können, werden sie oft vor Erreichen der magischen 12-Monats-Grenze wieder auf die Straße gesetzt. Diese Niedriglöhner arbeiten ohne Netz und doppelten Boden. Wenn man sie entlässt, dann rutschen sie gleich in den Hartz-IV-Bezug.

Und doch erfüllen auch gering Qualifizierte ihren Zweck. Sie, »die zunächst nutzlos« sind, »bis das Kapital sie verwerten kann« (Marx), drücken die Löhne auch jener besser Qualifizierten in Normalarbeitsverhältnissen. Und ganz nebenbei erwirtschaftet diese Arme Armee satte Profite.

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