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Millionär werden oder für die Oper spenden

134,5 Millionen Mark Lottogeld für guten Zweck

Beim Lottospiel sind die Berliner nicht zu halten. Pro Kopf und Woche gaben sie dafür im vergangenen Jahr 3,93 Mark aus. Das geht aus dem gestern vorgelegten Geschäftsbericht der Deutschen Klassenlotterie Berlin (DKLB) hervor. In Ostberlin lag der Durchschnittswert bei 2,73 Mark, im Westen bei 4,76 Mark. Die allgemeine Spielfreude bescherte der DKLB einen Rekordumsatz von 710 Millionen Mark, erst 1998 hatten die Einsätze die 600-Millionen-Marke überschritten. Lohnend war der Tippschein für zwölf Berliner, die Millionengewinne zogen. Einer gewann sogar über sieben Millionen, ein anderer eine monatliche Rente von 12000 Mark. Doch freuen kann sich auch die Allgemeinheit. Die DKLB führt Gelder an eine gleichnamige Stiftung ab, die diese wiederum für gemeinnützige Zwecke verteilt. Im Jahre 2000 kamen dafür 134,5 Millionen Mark zusammen. Über eine finanzielle Zuwendung von insgesamt 5,5 Millionen Mark durften sich zum Beispiel die drei großen Opernhäuser der Stadt freuen. Weitere 5,5 Millionen erhielt das Berliner Ensemble. Für den Ankauf der Kunstsammlung Berggruen durch die Stiftung Preußischer Kulturbesitz steuerte die DKLB 53 Millionen bei. Wer Geld bekommt, entscheidet ein Lotto-Rat, den Senat und Abgeordnetenhaus besetzen. Zuvor wird ein Gutachten der zuständigen Senatsverwaltung über die Förderungswürdigkeit der jährlich um die 300 Anträge eingeholt. Angesichts dessen behauptet DKLB-Vorstand Hans-Jürgen Reißiger: »Kein Haushaltstitel wird so intensiv geprüft wie die Verwendung der Lottomittel«. Trotzdem gab es umstrittene Entscheidungen des Lotto-Rates. So schanzten die CDU-Politiker Klaus Landowsky und Dankwart Buwitt 1994 dem Tennisclub LTTC 20 Millionen Mark für den Bau einer Tribüne zu. Beide waren zugleich Mitglieder des Sportvereins. Nach dem Sturz des Diepgen-Senats wurde der Rat neu besetzt: mit den SPD-Männern Klaus Wowereit, Klaus Böger und Michael Müller sowie Wolfgang Wieland (Grüne) und Frank Steffel (CDU). Anfang September tagen sie wieder. Im Zeichen der Finanzkrise fordert die PDS, die Lottomittel wie in anderen Bundesländern in den Haushalt einzustellen. Doch Reißiger hält das für wenig sinnvoll. Der Lotto-Rat habe in der Vergangenheit langfristige Zusagen gemacht. So etwa über 10000 Mark, die bis 2004 jährlich an das Programm »Schulen ans Netz« gehen sollen. Wenn die Gelder in den Haushalt eingingen, bringe das gar nichts, so Reißiger. Gezahlt werden müsste trotzdem.
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