Wohnen in der »Waschküche«

Projekt Wasserstadt Spindlersfeld: Ambitioniert und teuer

  • Wolfgang Weiß
  • Lesedauer: 3 Min.

Im Treptow-Köpenicker Ortsteil Spindlersfeld tut sich was. Hier, zwischen Ernst-Grube- und Ottomar-Geschke-Straße, auf dem Areal der 1873 errichteten »Anstalt zur chemischen Reinigung, Wäscherei und Färberei« des Unternehmers Wilhelm Spindler, soll bis 2015 eines der ambitioniertesten Wohnbauprojekte Berlins entstehen. In der »Wasserstadt Spindlersfeld«, so der Name, werden laut Masterplan direkt an der Spree oder in deren unmittelbarer Nähe 850 Eigentumswohnungen gebaut.

Noch sieht es auf dem zehn Hektar großen Gelände, wo nach dem 2. Weltkrieg der VEB Blütenweiß und später Rewatex für die Bewohner Ostberlins und Umgebung die Wäsche gewaschen und gereinigt haben, ziemlich wüst aus. Mehr als 20 Jahre Leerstand nach der Wende haben unübersehbare Spuren hinterlassen und aus der einstigen »Waschküche Berlins« eine Brache gemacht, die sich die Natur in Gestalt von wilden Sträuchern, Birkenschösslingen und Unkraut aller Art nach und nach zurückzuholen begann. Damit soll jetzt Schluss sein.

Die Kanton Grundstücksentwicklungsgesellschaft, die zur Unternehmensgruppe Eisen gehört, hat das Areal für zehn Millionen Euro von der Kölner Imhof-Gruppe (Larosé) gekauft. Mit der Entwicklung des ehemaligen Fabrikgeländes zu einer modernen Wohnstadt am Wasser wurde der renommierte Architekt Prof. Klaus Theo Brenner beauftragt, der auch schon den Masterplan für die Rummelsburger Bucht entworfen hatte. Er steht jetzt vor der schwierigen Aufgabe, das Bauen in denkmalsgeschützten Wäschereigebäuden mit modernen Neubauten in unmittelbarer Nachbarschaft harmonisch zu verbinden. Vorgesehen sind in Berlins größtem Denkmalsschutzprojekt 350 Wohnungen in den heruntergekommenen Altbauten, wie dem sogenannten Ringhaus, der eigentlichen Spindlerschen Wäscherei und 500 neue Wohnungen in Stadtvillen, Townhäusern und Reihenhäusern mit einer Geschossfläche von 122 000 Quadratmetern. Dazu kommen kleine Ladenflächen, Tiefgaragen, Spielplätze, eine öffentlich zugängliche über einen halben Kilometer lange, Uferpromenade sowie eine Marina mit 200 Bootsanliegerplätzen. In der Wasserstadt soll es dann auch wieder eine Kita mit 90 Plätzen geben, so wie sie einst der Unternehmer Spindler für seine Beschäftigten eingerichtet hatte.

Billig wird das Wohnen an der Spree allerdings nicht. Man geht von Quadratmeterpreisen ab etwa 3000 Euro für die Zwei- bis Fünfzimmerwohnungen mit 56 bis 188 Quadratmetern aus, sodass die größte und bestgelegene schon mal fast eine halbe Million Euro kosten kann. Probleme sieht Manfred Hartwig von der mit dem Verkauf beauftragten Metropole Marketing GmbH darin nicht. Die 17 Wohnungen in dem bereits wieder hergerichteten Kutscherhaus an der Ernst-Grube-Straße seien bereits ebenso verkauft wie die 14 Wohnungen in der Casa Medici, der ehemaligen Poliklinik. Als Verkaufsargument wird auf die zentrale Lage des neuen Viertels gesetzt, fünf Gehminuten vom S-Bahnhof Spindlersfeld und zwölf Minuten von der Altstadt Köpenick entfernt. Auch die Wissenschaftsstadt Adlershof ist mit der Straßenbahn schnell erreichbar. Eine regelrechte Sogwirkung wird von dem neuen Flughafen BER erwartet.

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