Poesie entsteht im Schweigen

Zum Tode der polnischen Dichterin und Nobelpreis-Trägerin Wisława Szymborska

  • Irmtraud Gutschke
  • Lesedauer: ca. 2.0 Min.

Über Vergänglichkeit - auch die eigene - hat sie lange schon nachgedacht. »Heimlichkeiten mit den Toten« nannte sie eines ihrer Gedichte. Und nun gehört die polnische Dichterin Wisława Szymborska selbst zu jenen. Am Mittwochabend ist sie in ihrer Wohnung in Krakow gestorben, 88-jährig, in aller Stille, so wie sie gelebt hat.

Eine zierliche Dame, zurückhaltend, fast scheu. Die Verleihung des Literaturnobelpreises 1996 änderte nichts daran. Sie mochte keinen Medienrummel, wollte nicht zu den Laut-Gewissen gehören. Der Satz »Ich weiß nicht«, so sagte sie in ihrer Nobelpreisrede, sei ihr lieb und teuer. »Er ist kurz, aber er fliegt auf breiten Schwingen dahin. Er erweitert unser Dasein nach den Sphären des Inneren ebenso wie nach den Weiten des Draußen, in dem unsere winzige Erde hängt.«

Das Zögern, das Staunen: Sehr ernst war es ihr damit. Und aus der Skepsis erwuchs mitunter feine Ironie, die ihr wichtigster Übersetzer, Karl Dedecius, sogar für ihr Markenzeichen hält. Denn mit augenzwinkernder Distanz lässt sich das Patho...


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