»Revolution in Gefahr«

Tote bei Zusammenstößen in Ägypten / Proteste halten an

  • Lesedauer: 2 Min.
Die Gewalt in Ägypten findet kein Ende. Am Freitagmorgen kam es in Kairo in der Nähe des Innenministeriums zu blutigen Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei. Dort und bei anderen Protestaktionen gab es Todesopfer.

Kairo (AFP/nd). Nach schweren Ausschreitungen mit zwei Toten vom Vortag haben sich Demonstranten und Sicherheitskräfte in Ägypten am Freitag erneut Zusammenstöße geliefert. In der Hauptstadt Kairo ging die Polizei mit Tränengas gegen Protestierende nahe dem Innenministerium vor, wie Korrespondenten vor Ort berichteten. Maskierte Demonstranten bahnten sich Wege durch Absperrungen aus Stacheldraht und entzündeten Feuer in einer Straße im Stadtzentrum. Am Freitagnachmittag stürmten Demonstranten ein Gebäude der Steuerbehörde nahe dem Innenministerium. Nach Angaben aus Sicherheitskreisen flogen Brandbomben; die Eindringlinge hätten Möbel und Akten zerstört, hieß es.

Auch in Suez setzten Beamte Rauchbomben und Tränengas gegen Protestierende ein. In der Stadt waren am Donnerstagabend bei einem Polizeieinsatz gegen Demonstranten zwei Menschen erschossen worden. Unklar blieb, wer die tödlichen Schüsse abgab: Während Zeugen von heftiger Polizeigewalt berichteten, erklärten Sicherheitskräfte, das Feuer sei von Demonstranten eröffnet worden. Am Donnerstag waren nach jüngsten Angaben des ägyptischen Innenministeriums in Suez und Kairo insgesamt rund 1500 Menschen verletzt worden, bevor sich die Lage in der Nacht beruhigte.

Auslöser der Unruhen waren Ausschreitungen nach einem Fußballspiel in Port Said, bei denen am Mittwoch 74 Menschen getötet und Hunderte weitere verletzt worden waren. Fans der Mannschaft Al-Masry aus Port Said waren auf das Spielfeld gestürmt und hatten Spieler und Anhänger der gegnerischen Mannschaft Al-Ahly aus Kairo mit Flaschen und Steinen beworfen.

Die bei der Parlamentswahl siegreichen Muslimbrüder sprachen anschließend von geplanten Provokationen konservativer Kräfte. Parlamentspräsident Saad al-Katatni, ebenfalls ein Muslimbruder, sagte, die »ägyptische Revolution« sei »in großer Gefahr«. Das »Massaker von Port Said« sei Folge einer »unglaublichen Nachlässigkeit der Sicherheitskräfte«. Der regierende Oberste Militärrat rief eine dreitägige Staatstrauer aus.

Bereits am Donnerstag hatten sich in Kairo Tausende Menschen bis in den späten Abend rund um den Tahrir-Platz Scharmützel mit der Polizei geliefert. Immer wieder wurde der Rücktritt des Chefs des Militärrats, Feldmarschall Hussein Tantawi, gefordert.

Die Europäische Union forderte eine »sofortige und unabhängige Untersuchung« der Gewalt. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon verlangte von der Regierung in Kairo »angemessene Maßnahmen«. Auch der Weltfußballverband FIFA verlangte von den ägyptischen Behörden einen »vollständigen Bericht« zu den Krawallen.

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