Münzschatz unterm Fußboden

In der Dorfkirche von Lüdershagen entdeckten Archäologen jahrhundertealte Geldstücke

  • Martina Rathke, dpa
  • Lesedauer: 2 Min.

Bei der Restaurierung der alten Dorfkirche von Lüdershagen bei Stralsund sind Archäologen auf knapp 300 teils jahrhundertealte Münzen gestoßen. Die Geldstücke, das älteste aus der Zeit um 1300, lagerten unter dem Ziegelfußboden der Kirche. Sie sind vermutlich in den vergangenen Jahrhunderten bei Opfergaben und Kollektesammlungen auf den Boden gefallen und durch die Ritzen des Fußbodens gerutscht, wie der Archäologe Michael Schirren vom Landesamt für Kultur und Bodendenkmalpflege sagte.

Unter den Münzen befinde sich auch ein vom Typ her bisher unbekannter Hohlpfennig aus der Zeit um 1360. »Solche Funde liefern über den reinen Münzwert hinaus auch Informationen über jahrhundertealte Handelsbeziehungen und soziale Verhältnisse der Kirchgänger«, sagte Schirren. Auch verschiedene Schmuckstücke wie einen Ohrring und einen Fingerring, dazu viele Buchschließen spätgotischer und reformatorischer Zeit fanden die Archäologen in der Erde.

Für die Denkmalpfleger war es ein Glücksfall, dass der Pfarrer von Ahrenshagen rechtzeitig die Archäologen informierte, bevor der Fußboden der im 13. Jahrhundert erbauten Lüdershagener Kirche saniert wurde.

Seit Ende Januar suchten ehrenamtliche Denkmalpfleger den Boden mit Metalldetektoren systematisch ab und brachten unter anderem Geldstücke aus dem norddeutschen und nordeuropäischen Raum zutage, wie dänische Schillinge, Stargarder Vierchen, Stralsunder Dreilinge oder Lübecker Pfennige.

Zu den wertvollsten Funden gehören zwei Münzen aus Stettin und Wolgast aus dem 17. Jahrhundert, die in Greifswald und Anklam gegengestempelt wurden - ein Zeichen der besonderen Qualität des Silbers, wie Schirren sagte. Ein besonderer Fund sei zudem ein bisher unbekannter Hohlpfennigtyp. »Aus den Funden lässt sich schließen, dass nicht nur bäuerliche Landbevölkerung die Kirche besuchte, sondern auch Handelsreisende«, erklärt Schirren. Lüdershagen lag an der alten Handelsroute zwischen Rostock und Stralsund.

»Kirchenfußböden werden als lesbare archäologische Quelle noch weitgehend unterschätzt«, bedauert der Archäologe. Die Funde unter den Dielen oder Ziegeln lieferten nicht nur wertvolle Informationen über das soziale Gefüge in den vergangenen Jahrhunderten, sondern eröffneten im Vergleich mit anderen Funden den Blick auf die Nutzung der jeweiligen Kirche und den umgebenden Wirtschafts- und Währungsraum.

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