Joffe ist zurück

  • Nissrine Messaoudi
  • Lesedauer: 2 Min.
Gideon Joffe. Der 39-Jährige wurde zum zweiten Mal Chef der Jüdischen Gemeinde zu Berlin
Gideon Joffe. Der 39-Jährige wurde zum zweiten Mal Chef der Jüdischen Gemeinde zu Berlin

Gideon Joffe hat es erneut geschafft. Der 39-jährige Betriebswirt wurde am Mittwochabend zum neuen Vorstandsvorsitzenden der Jüdischen Gemeinde zu Berlin gewählt. Mit 17 von 21 Stimmen erhielt er einen Sitz im Vorstand, der ihn einstimmig zum Chef wählte.

Doch Joffe bleibt nach wie vor umstritten. Nachdem es schon vor Monaten zu Disputen innerhalb der Gemeinde kam, gab es auch am Mittwoch verbale Auseinandersetzungen zwischen den Mitgliedern. Laut Zeitungsberichten kam es mehrfach zu Buhrufen gegen den neuen Vorsitzenden.

Geboren wurde Joffe 1972 in Tel Aviv als Kind lettischer Juden. Mit vier Jahren kam er mit seiner Familie nach Berlin. Von 2005 bis 2008 stand er schon einmal an der Spitze der größten jüdischen Gemeinde in der Bundesrepublik. Seine Kritiker werfen ihm vor, seinen Teil zur hohen Verschuldung der Gemeinde beigetragen zu haben. Er soll die hohen Altersbezüge für Mitarbeiter bewilligt haben. Er hinterließ ein Defizit von 2,5 Millionen Euro.

Noch immer ist die Gemeinde überschuldet. Von dem Haushalt 2012 in Höhe von 27,5 Millionen Euro sind mehr als 16 Millionen Euro für Personalkosten und Renten eingestellt. Die Gemeinde muss jetzt zu viel ausbezahlte Betriebsrenten an das Land Berlin zurücküberweisen. Doch vom Sparen hält der Geschäftsmann nichts. Das Sparprogramm, das die ehemalige Vorsitzende Lala Süsskind vorantrieb, sei nicht notwendig und führe nur zu einem »Abbau der Gemeinde«, wurde er zitiert.

Gideon Joffes Gegnern ist der neue Chef gleich mehrfach ein Dorn im Auge. Seine einjährige Amtszeit (ab Dezember 2010) als Geschäftsführer der in die Schlagzeilen geratene Treberhilfe schürte das Misstrauen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Joffe wegen Veruntreuung und Insolvenzverschleppung. Ungeklärt ist außerdem, ob Grundstücksverkäufe an den damaligen Treberhilfe-Geschäftsführer Harald Ehlert rechtlich sauber abgewickelt wurden.

Joffe erklärte, dass die Gemeindemitglieder über diesen Vorgang informiert gewesen seien, als sie sich mehrheitlich für ihn entschieden hatten, schreibt die Jüdische Allgemeine.

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