Fernöstliche Wende
Kommentar von Roland Etzel
Die Nachricht vom Tête-à-tête Pjöngjang-Washington kommt überraschend - sofern man die martialische Sprache, die man in Korea gelegentlich pflegt, immer für bare Münze nimmt. Am Montag noch hatte der Norden angesichts eines Manövers der USA der anderen Seite mit nichts weniger als »heiligem Krieg« gedroht. Das klingt verstörend, ist aber im Politikgeschäft kaum verständigungsfeindlicher als die verächtliche Attitüde, mit der im Westen beinahe jeder Vorgang in Nordkorea kommentiert wird. Die jetzige Bereitschaft Pjöngjangs, über sein Atomprogramm zu reden, sollte man dennoch als Beleg dafür werten, was bei halbwegs gutem Willen aller Seiten sofort möglich ist. Möge man sich daran auch erinnern, wenn über Iran gesprochen wird.
Beim eigentlichen Punkt, der Fortsetzung der Gespräche zum Atomprogramm Nordkoreas, könnte es dennoch schwieriger geworden sein. Der Westen insgesamt hat gerade in Libyen verdeutlicht, wie er mit Staaten umzuspringen gedenkt, die von ihm zu feindlichen Außenseitern erklärt wurden - sofern man sicher sein darf, dass die sich nicht mit Massenvernichtungswaffen wehren können. Ein Argument für Pjöngjang, ohne Garantien auf diese Waffe zu verzichten, ist das nicht.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.