»Entartetes« im Untergrund
Neue Kulturfunde vor dem Berliner Rathaus
(dpa). Vor dem Berliner Rathaus sind weitere Skulpturen aus der berüchtigten NS-Ausstellung über »Entartete Kunst« von 1937 entdeckt worden. Die sechs neuen Funde sind gemeinsam mit den zehn bereits bekannten Skulpturen noch bis zum Sonntag im Neuen Museum auf der Museumsinsel zu sehen. Danach wandert die Ausstellung zu den Herkunftsmuseen in Hamburg und München, wie die Organisatoren am Dienstag mitteilten.
Die Kunstwerke waren vor mehr als 70 Jahren von den Nazis beschlagnahmt und in der Ausstellung »Entartete Kunst« in München gezeigt worden. Danach verlor sich ihre Spur, sie galten jahrzehntelang als verschollen. Im Januar 2010 wurden die ersten Bronze- und Keramikfiguren auf einer U-Bahn-Baustelle vor dem Berliner Rathaus im Schutt zerbombter Häuser gefunden und auf der Museumsinsel gezeigt.
Jetzt kamen die Neuentdeckungen hinzu, unter anderem die »Kniende« (vor 1915) von Milly Steger und »Sitzendes Mädchen« (1913) von Will Lammert. Die Funde gelten deshalb als ungewöhnlich, weil mit der Ausstellung »Entartete Kunst« lange vor allem Bilder und nicht figürliche Darstellungen assoziiert wurden.
Wie die Skulpturen an ihren späteren Fundort gelangten, ist nicht restlos geklärt. Fest steht, dass nach der Münchner Ausstellung rund 15 000 geächtete Gemälde, Plastiken, Möbel und Gebrauchsgegenstände in die NS-Depots wanderten. Von dort aus wurden sie gegen harte Devisen verkauft oder vernichtet. Ein kleinerer Teil gelangte in den Besitz von Kunsthändlern und wurde so vor der Zerstörung bewahrt
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