Faule Eier im Kuchen

In Sachen Tierschutz zeigt sich der Handel vielfach einsichtiger als die Politik

  • Ulrike Henning
  • Lesedauer: 2 Min.
Die in München ansässige »Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt« versucht den Tierschutz zu befördern, indem sie Handelsunternehmen den Verkauf von Produkten aus quälerischer Haltung ausredet - nicht ohne Erfolg.

Hummer gilt als Delikatesse. Die prachtvollen, bis über einen halben Meter großen Tiere mit den eindrucksvollen Scheren nehmen die schöne rote Farbe allerdings erst an, nachdem sie noch lebend in kochendes Wasser gebracht, so getötet und dann gegart werden. Die Tortur für die Meerestiere fängt aber schon früher an. Da ihre Hauptfangzeit der Sommer ist, sie aber häufiger zum Jahreswechsel nachgefragt werden, werden sie solange mit zusammengeklebten Scheren in Wasserbecken gehalten.

Wegen dieser Form der Tierquälerei standen Fang, Handel und Verzehr von Hummern schon länger in der Kritik. Jetzt wurde die »Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt« auf diesem Feld aktiv. Die im Jahr 2000 gegründete Tierschutzorganisation mit Sitz in München begann Anfang des Jahres, Gespräche mit deutschen Supermarktketten über die Auslistung von Hummern zu führen. Die Tiere werden dort gelegentlich tiefgefroren angeboten, nachdem sie auch industriell in der beschriebenen Art und Weise getötet wurden. Positive Zwischenbilanz der Gespräche: Lidl, Norma, Netto Stavenhagen, Penny und Aldi Süd wollen 2012 keinen Hummer mehr verkaufen. Mahi Klosterhalfen, geschäftsführender Vorstand der Stiftung: »Ich gehe davon aus, dass wir in der Hummerfrage in den nächsten Monaten alle Discounter an Bord bekommen werden. Danach gehen wir auf die Vollsortimenter zu.«

Erfolgreich war die Stiftung jüngst in einem weiteren Bereich: Sie wandte sich an Abholgroßmärkte, bei denen gewerbliche Kunden einkaufen, um dort den Verkauf von Käfigeiern zu beenden. Metro, Fegro/Selgros, Handelshof, Peter Mattfeld & Sohn sowie Edeka C&C, Branchenführer mit 141 Märkten in Deutschland, bieten keine Käfigeier mehr an bzw. verkaufen derzeit die letzten Bestände. Anders als Supermarktketten können Restaurants, Kantinen und Lebensmittelbetriebe Eier aus sogenannten Kleingruppen-Käfigen und aus EU-Ländern mit geringfügig vergrößerten Käfigen immer noch verwenden.

Die Kleingruppen-Käfige werden nach einer Entscheidung des Bundesrats 2023 verboten, in Ausnahmen sogar erst ab 2025. Bundeslandwirtschaftsministerin Aigner hatte diesen Termin bis 2035 hinausschieben wollen. Insofern bleibt auch das Bündnis »Deutschland wird käfigfrei« mindestens noch 13 Jahre wichtig. Geleitet wird es von der Schweitzer-Stiftung, 15 Tierschutz- und Tierrechtsorganisationen machen mit. Auf der Webseite www.kaefigfrei.de sind auch viele Hersteller und Anbieter mit ihrer Haltung zur Verwendung von Käfigeiern aufgelistet.

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