Liebe, List und Tücken

»Figaros Hochzeit« im Bode-Museum

  • Lucía Tirado
  • Lesedauer: 3 Min.
Leidenschaft am Hofe
Leidenschaft am Hofe

Dass der eine dem anderen sein Deibel ist und zumindest sich neckt, was sich liebt, lässt das Eröffnungsbild von »Figaros Hochzeit im Bode-Museum« erkennen, wenn die in sich verhakelte Gesellschaft auftaucht. Christoph Hagel inszenierte die musikalisch wunderbare Mozart-Oper auf der Museumsinsel. Mit seiner Fassung macht der Regisseur deutlich, warum das Werk 1786 nach Überlieferungen durchaus umstritten war. Immerhin steht hier der Adel dämlich da.

Wie ein Gockel stolziert Tobias Hagge als Graf Almaviva umher. Diesen Herrn zeichnet aus, überall dort aufzukreuzen, wo es gerade nicht angebracht ist. Vor allem nicht, wenn es um des Figaros Braut Susanna geht, die im herrschaftlichen Hause als Zofe der Gräfin angestellt ist. Da regen sich beim Grafen hochherrschaftliche Gelüste, denn die Treue seiner Gattin langweilt Alamviva längst.

Nun, die Geschichte mit ihren Irrungen und Wirrungen ist bekannt. Auch, dass Figaro vor der Hochzeit von seiner Braut kräftig verprügelt wird. All dies ausführlich zu beschreiben, hieße Eulen nach Athen zu tragen, was ja momentan alle Welt macht.

Die ganze Handlung kann man in Hagels Inszenierung über zweieinhalb Stunden auch erleben, italienisch und deutsch gesungen. Hagel bleibt wohltuend eine Stunde kürzer als manche Aufführungen in traditionellen Opernhäusern. Wie in vergangenen erfolgreichen Inszenierungen im Bode-Museum und einmal sogar grandios mit der »Zauberflöte« im U-Bahnhof Bundestag, dirigiert Hagel die Berliner Symphoniker. Und wie immer im Bode-Museum lässt er die Sänger auf einem Steg arbeiten. Diesmal holen sie sich so manches Requisit selbst auf diese Bühne. Da werden mal eben Sessel oder eine Chaiselongue herangetragen, ohne dass diese Taten die Oper stören würden. Für weitere Handgreiflichkeiten dieser Art gibt es den Hausdiener, gespielt vom Tänzer Patrick Sabin.

Die Besetzung ist erstklassig. Hagel setzte sich ein Ensemble mit gut ausgebildeten jungen Sängerinnen und Sängern aus aller Welt zusammen. Bei der Premiere sang Christiane Roncaglio (Sopran) die Susanna. Eine dankbare Rolle mit Schalk. Bernhard Hansky (Bassbariton) gab beherzt den Figaro. Alexis Bartelemeny (Sopran) zeigte sich wie vorgesehen verhalten als Gräfin Almaviva. Florian Hille (Bass), Joseph Schnurr (Tenor) und Sarah Behrend (Sopran) gaben Bartolo, Basilio und Barbarina.

Nicht mit der Mezzosopran-Stimmlage wie ursprünglich von Mozart gedacht, besetzte Hagel die Rolle der Schloss-Beschließerin Marcellina. Mit Tersia Potgieter wählte er Sopran.

Eine Überraschung gibt es bei der Besetzung des Cherubino - einer Hosenrolle. Für gewöhnlich wird sie von Frauen gesungen. Hagel setzt hier den Countertenor Christophe Villa ein. Eine tolle Idee, die den jungen Mann bei der Premiere zum Publikumsliebling machte. Halb bleibt die Hosenrolle aber doch. Denn für weitere Aufführungen ist die Mezzosopranistin Katharina Heiligtag im Wechsel mit Villa vorgesehen.

Wie gehabt schmeichelt der Orchesterklang dem schönen alten Museumsbau. Die Sänger haben es mit der Akustik schwerer. Hagels Versuch, die Besucher links und rechts vom Steg gleichermaßen gut mit Gesang zu versorgen, ist mit der Platzierung der Solisten aber gut erkennbar und glückt auch zumeist. Dafür sitzt man näher dran an den sorgfältig Kostümierten und nimmt ihre Mimik gut wahr, was sich in einem herkömmlichen Opernhaus kaum ergibt.

Bei den Eintrittspreisen für die Produktion von Tocc Concept in Zusammenarbeit mit den Besucherdiensten der Staatlichen Museen zu Berlin scheint man mit den Opernhäusern wetteifern zu wollen. 86 Euro für eine Karte mit Museumsführung und 69 Euro allein für die Aufführung sind happig. Die Ermäßigung auf 79 und 64 Euro ist ein schlechter Witz. Halbherzig wie überflüssig. So etwas kann man sich sparen.

Bis 27.5., Bode-Museum, Bodestraße 1, Mitte, www.smb.museum.de

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