Mitgespielt
Kommentar von Ingolf Bossenz
Erstmals seit zwei Jahrzehnten ist im Nationaltheater des vom Bürgerkrieg zerrütteten Somalia wieder ein Stück aufgeführt worden. Das Gebäude in der Hauptstadt Mogadischu gleicht nach zahllosen Kämpfen und Bombardements einer Ruine. Das Dach fehlt, die Zuschauer mussten auf Plastikstühlen sitzen. Statt Eintrittskarten sollten die Besucher haltbare Nahrungsmittel mitbringen. Diese kommen über soziale Einrichtungen Waisen und allein erziehenden Müttern zugute.
Eine Meldung, die nicht ganz korrekt ist. Die Stelle mit den Naturalien als Tickets ist nämlich der Nachricht über ein anderes Nationaltheater entnommen - das Nationaltheater Nordgriechenlands in Thessaloniki. Die dortige Initiative gilt für fünf Vorstellungen im März und April und soll zur Bekämpfung von Hunger und Armut in dem hoch verschuldeten EU-Land beitragen. Das Geburtsland des modernen Theaters kennt sich aus mit Tragödien. »Gestürzte trifft ein Fußtritt obendrein noch, das ist Menschenart«, schrieb Aischylos vor fast 2500 Jahren.
Dritte Welt und Erste Welt. Bürgerkrieg und Währungskrieg. Theater als Indikator der Kultur. Es kann Kriegsopfern Hoffnung machen und Krisenopfern helfen - im Spiel für Menschen, denen mitgespielt wird.
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