Schlaraffenland der Ausbildung

Senatorin Dilek Kolat (SPD) startete Motivations-Tour im Vivantes Klinikum

  • Nissrine Messaoudi
  • Lesedauer: 2 Min.
Senatorin Dilek Kolat (SPD) informierte sich im Vivantes Klinikum über Ausbildungsberufe.
Senatorin Dilek Kolat (SPD) informierte sich im Vivantes Klinikum über Ausbildungsberufe.

Der Geruch von Desinfektionsmitteln steigt in die Nase, wenn man die blauen Gänge des Vivantes Klinikum in Berlin-Neukölln durchschreitet. Hier begann gestern die »Ausbildungstour« von Arbeitssenatorin Dilek Kolat (SPD). Sechs Wochen lang besucht die Senatorin Berliner Unternehmen, um »sie zu motivieren, mehr Ausbildungsplätze zu schaffen«. Eine gute Ausbildung sei in doppelter Hinsicht sinnvoll. Zum einen biete sie Jugendlichen eine berufliche Perspektive. Zum anderen könne man so dem Fachkräftemangel im Land entgegen wirken.

Das Vivantes Klinikum hat die Senatorin nicht zufällig als Auftakt für ihre Tour gewählt. »Vivantes ist das Schlaraffenland der Ausbildung.« Nur bei wenigen Unternehmen spiele Nachwuchsförderung eine so zentrale Rolle. Das wolle die Senatorin würdigen.

Vivantes beschäftigt rund 13 500 Mitarbeiter und bildet 860 Jugendliche in neun Berufen aus. Im Jahr 2005 waren es nur 620. »Angesichts des demografischen Wandels wird sich auch diese Zahl weiter erhöhen«, ist sich Institutsleiter Ulrich Söding sicher. Bedarf gebe es vor allem bei Altenpflegern. Bereits jetzt liege die Quote der übernommenen Azubis bei 100 Prozent. Die interkulturelle Pflege spiele dabei eine immer größer werdende Rolle. Deshalb engagiere sich das Unternehmen bei verschiedenen Initiativen wie »Berlin braucht dich!«, die besonders Migranten ansprechen soll, erklärt Manfred Rompf, Geschäftsführer des Vivantes Personalmanagements.

Derzeit werden im Klinikum 70 Azubis zu Altenpflegern ausgebildet. 55 lassen sich zu Gesundheits- und Kinderkrankenpflegern ausbilden. Die angestrebte Reform von Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) sieht Ulrich Söding gespalten. Demnach sollen künftig Alten-, Kranken- und Kinderkrankenpfleger zusammen ausgebildet werden. »Gegen ein gemeinsames Lernen ist nichts einzuwenden, wir befürchten jedoch, dass dadurch die Zugangsbedingungen für weniger qualifizierte Jugendliche erschwert werden.« Noch verhängnisvoller sei eine EU-Richtlinie, die vorsieht, dass Azubis in Pflegeberufen zwölf Schulklassen absolviert haben müssen. Damit wird Jugendlichen, die keinen Hochschulabschluss haben, der Zugang zu Ausbildungsplätzen verbaut.

Schon jetzt können 67 Prozent aller Azubis der Gesundheits- und Krankenpflege bei Vivantes eine Hochschulreife vorweisen. Bei der Altenpflege sind es immerhin 22 Prozent. Diese Entwicklung ist nicht nachzuvollziehen, wenn man sich die drohende Versorgungslücke vor Augen hält. Senatorin Dilek Kolat appellierte deshalb an alle Berliner Unternehmen, »nicht nur die Besten der Besten« mit einem Ausbildungsplatz zu versorgen, sondern Jugendlichen mit »schwierigen Startbedingungen« eine Chance zu geben.

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