Jesus kam nur bis zur Autobahn

In einer Woche: Ostern. Mein Gott: wieder der Teufel los!

  • Hans-Dieter Schütt
  • Lesedauer: 2 Min.
Zeichnung: LOTHAR OTTO
Zeichnung: LOTHAR OTTO

Dies ist eine Vorwarnung. Und wie jede Vorwarnung: sinnlos. Aber in einer Woche ist es wieder soweit: Zum allgemeinen Gefühlsstau kommt, was es als Wort gar nicht gibt - der Gewühlsstau. Ostern wird mit dem beginnen, was der Leipziger Karikaturist Lothar Otto genial »Car-Freitag« nennt.

Schweifen wir ab ins Wesentliche: Beim Wort Revolution würde man in Deutschland erstarren. Beim Wort Mobilmachung dagegen swingt das Blut. Mobilmachung lässt an Krieg denken, der fand längst seine Spielart mitten im Frieden: Automobilmachung.

Die moderne Straße ist Ausdruck eines Missklangs, der uns zerreißt: zwischen der Ideologie der Freiheit (immer rasantere Bewegung) und ihrer unausweichlichen Unterdrückung (man nennt das Geschwindigkeitsbegrenzung). Bürgers Krieg wird auf Asphalt ausgetragen. Auto ist Waffe, man schießt aus Lücken hervor. Aber nichts kennzeichnet die Individualität des Kraftfahrers so sehr wie der Treffpunkt mit anderen Individualisten - im Dreißig-Kilometer-Stau. Die Ruhe vor dem nächsten Sturm. Sturmangriff.

Früher punktete der Mensch, und es war eine Belobigung. Heute gibt's Punkte in Flensburg, und dies ist bekanntlich der mähliche Weg zum Entzug der Fahrerlaubnis. Höchste deutsche Strafe. Demütigung für Landsknechte, zeitgemäßer: für Landstraßenknechte.

Ostern kommt. Kreuzigung? Autobahnkreuz! Auferstehen? Aufdrehen! Der Mensch möchte Spuren hinterlassen? Zuvörderst will er die Überholspur nicht verlassen. Dieses Jahr wie jedes Jahr: Rohe Ostern!

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