Eine Brücke für Rehe und Wölfe

7,3 Millionen Euro teures Bauwerk an der A 9 bei Niemegk übergeben

Ein Vögelchen hüpfte am Donnerstag beinahe zutraulich auf der neuen Brücke bei Niemegk herum. Freilich könnte es die Autobahn 9 auch einfach überfliegen. Rehe, Marder, Dachse und Wölfe vermögen dies nicht. Für sie ist die Grünbrücke gedacht, die gestern offiziell freigegeben wurde. Verkehrsminister Jörg Vogelsänger (SPD), Umweltministerin Anita Tack (LINKE) sowie Referatsleiter Frank Süsser vom Bundesbauministerium schnitten das Band durch. Gewöhnlich wünscht der Verkehrsminister bei der Übergabe von Brücken: »Gute Fahrt!« Weil das hier nicht passte, sagte er: »Guten Übergang!«

14 Monate dauerte die Errichtung der 50 Meter breiten Stahlbetonbrücke, die 46 Meter überspannt. Jeweils 54 Tonnen schwere Fertigteile wurden immer in den Nachtstunden montiert. Der Verkehr musste dafür lediglich für jeweils 15 Minuten angehalten werden.

Vor vier Monaten war das Bauwerk an sich fertig. Anschließend musste die Brücke aber noch auf 3000 Quadratmetern mit Erde bedeckt und bepflanzt werden, damit sich die Überquerung optisch an den Wald zu beiden Seiten der Autobahn anpasst. Schließlich sollen sich die Tiere über die Brücke wagen und nicht aus Angst umkehren. Auch Graffitis könnten das Wild verschrecken, sagte Referatsleiter Süsser. Einmal mussten die grünen Seitenwände der bis dahin noch gar nicht freigegebenen Brücke schon von Schmierereien befreit werden. Süsser wünscht sich, dass es keine neuen Verunreinigungen gibt.

Die Grünbrücke sei enorm wichtig im Kampf gegen das Artensterben, erklärte Umweltministerin Tack. Sie sprach von der großen Verantwortung des Menschen für die biologische Vielfalt und schwärmte von einem »ökologischen Korridor Südbrandenburg«, der von der Oder über die Lieberoser Heide bis in den Fläming und nach Sachsen-Anhalt reiche.

»Eine solche Grünbrücke ist in der Bevölkerung nicht unumstritten«, weiß Minister Vogelsänger. Vielen Leuten tut es um das viele Geld leid. Doch die Grünbrücke diene nicht nur dem Naturschutz. Sie sei auch wichtig für die Verkehrssicherheit, betonte Vogelsänger. Immerhin sind Zusammenstöße mit Wild bei den hohen Geschwindigkeiten, die auf Autobahnen gefahren werden, lebensgefährlich. Wenn jedoch Wildzäune aufgestellt werden, behindert das die Tiere.

7,3 Millionen kostete die Niemegker Brücke. Zuvor gab es bereits Grünbrücken an der A 11 in der Schorfheide und an der A 13 bei Großräschen. Eine weitere Brücke entsteht gegenwärtig an der A 12 bei Briesen. Mit dem Bau einer fünften soll 2013 an der A 11 begonnen werden. Der Bund bezahlt. Für alle fünf Brücken wendet er etwa 30 Millionen Euro auf.

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