Krise eröffnet Chancen

Kommentar von Martin Ling

  • Lesedauer: 2 Min.

Über den quantitativen Erfolg des »Globalen Aktionstages« lässt sich streiten: In über 50 Ländern von Spanien über Israel bis hin zu Indonesien gingen von wenigen Tausend bis zu vielen zehntausend Menschen auf die Straßen. Doch die Kernforderung, ein »unbedingtes Ende der Sparpolitik, die nur einer Minderheit nutzt«, wird von weit mehr Menschen geteilt als sich aufraffen können, auf die Straße zu gehen.

Den größten Zulauf gab es in Spanien, wo sich die Bewegung M-15 seit einem Jahr im Alltag etabliert hat. »Zuhause vor dem Fernseher gibt es sicher keine Zukunft!« So antwortete ein 49-jähriger »Empörter« auf die Frage nach seiner Motivation, am Aktionstag teilzunehmen. Es ist dieser verbreitete Realismus, in dem eine Chance für die globale »Occupy-Bewegung« liegt. Illusionen, dass sich die Weltordnung schnell von unten aus den Angeln heben lässt, werden weder geschürt noch gepflegt. Stattdessen wird vor allem an praktischen Problemen und Bedürfnissen angesetzt: Räumungen werden kollektiv verhindert, Netzwerke gegenseitiger Hilfe geschaffen oder wie in Griechenland mit der Kartoffelrevolution Bauern wie Konsumenten geholfen, indem per internetbasiertem Direktverkauf der Zwischenhandel ausgeschaltet wird. Es sind bescheidene Ansätze für eine andere, solidarischere Welt, aber sie sind wegweisend. Sie zeigen, wie die Krise als Chance genutzt werden kann. Etwas, wobei die Politik von oben bisher versagt hat: Der jüngste Spekulationsfall in der US-Großbank JPMorgan Chase illustriert das zum wiederholten Male.

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal