Wunderbare Welt der Arbeit

Kommentar von Thomas Blum

  • Lesedauer: 1 Min.

Der Markt ist eine wunderbare Sache. Er tut Wunder, wo alle Hoffnung verloren schien, und schafft Wohlstand, wo zuvor Lethargie und Elend herrschten. Ein Beispiel für seine Segnungen ist das beliebte Textilindustriearbeiter-Paradies Bangladesch: Dort muss ein Kind nicht sinnlos Maulaffen feilhalten und ungeduldig warten, bis es erwachsen ist, um der Schönheit eines erfüllten Arbeitslebens teilhaftig zu werden. Jede Stunde bekommt es eine glitzernde Münze (5 US-Cent) geschenkt. Und das Beste ist: Nach 14 Stunden Arbeit darf es Feierabend machen, sofern an jenem Tag nicht gerade das marode Fabrikgebäude über ihm zusammengestürzt ist. Kurz: Es ist eine bumsfidele Arbeitswelt, für deren Erhalt auch deutsche Firmen engagiert kämpfen, indem sie dorthin viele Aufträge vergeben. Auch mit kleinen, ausgezehrten Ärmchen und traurigen Augen kann Leistung erbracht werden, die sich lohnt. Die tägliche Portion Reis fliegt schließlich keinem in den Mund wie die gebratenen Tauben. Das weiß auch FDP-Generalsekretär Patrick Döring, der vorgestern sagte, es sei »besser, ein 14-Jähriger« lerne dort »bei einem deutschen Unternehmen einen Beruf, als dass er zwei Jahre gar nichts tut«. Schade, dass Herr Döring nicht mehr 14 ist. Man hätte ihm eine aussichtsreiche Karriere als Schwefelstecher in Indonesien gewünscht.

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