Adresshändler

  • Robert D. Meyer
  • Lesedauer: 2 Min.
Der Markt an Unternehmen, welche mit Adressdaten handeln, ist beinahe unüberschaubar. Selbst die Deutsche Post verkauft Informationen über ihre Kunden. Zu denen gehört praktisch die gesamte Bevölkerung.

Wohl jeder hatte sie schon einmal in seinem Briefkasten: Werbebotschaften in Form von Prospekten oder Briefen, persönlich adressiert und damit häufig wirkungsvoller als die anonyme Wurfsendung ohne Bezug zum Empfänger. Dialogmarketing nennt sich diese Form von Werbung in der Fachsprache der Marketingexperten.

Der Handel mit Adressdaten ist längst ein lukratives Millionengeschäft. Ein Lehrsatz in der Werbebranche lautet: Je mehr ich über einen Verbraucher weiß, umso zielgerichteter kann ich ihn zum Kauf bestimmter Produkte verlocken. Wie viele Adresshändler es insgesamt gibt, lässt sich schwer ermitteln. Längst ist das Geschäft international geworden. Die Möglichkeiten der Datenhändler, an Informationen zu kommen, entwickeln sich ständig weiter. Viele Adresshändler haben sich deshalb auf bestimmte Bereiche spezialisiert. Einige Anbieter unterhalten ausschließlich Datenbanken zu Unternehmensadressen, manche haben sich auf einzelne Branchen spezialisiert. So gibt es Adresshändler, die damit werben, Zielgruppen nach bestimmten Merkmalen sortieren zu können, etwa ob es sich dabei um interessierte Heimwerker oder Menschen mit Interesse an Mode handelt.

Was viele nicht wissen und Verbraucherschützer kritisieren: Auch die Deutsche Post hat ein Tochterunternehmen, welches beim Adresshandel kräftig mitmischt. Die Angebote von »Deutsche Post Direkt« sind zahlreich und reichen von Adressbereinigung und Adressanreicherung bis hin zur Adressanalyse und Adressvermietung. Laut eigenen Angaben hat das Unternehmen über »rund 190 Millionen aktuelle und ehemalige Privatadressen« im Angebot. Zu den Kunden zählen neben Automobilherstellern wie Porsche auch internationale Konzerne wie das Konsumgüterunternehmen »Procter & Gamble«. Selbst gemeinnützige Organisationen wie SOS-Kinderdorf nutzen die Datenbanken der Post-Tochter, um an die Adressdaten potenzieller Spender zu gelangen. Im Gegensatz zur Konkurrenz besitzt die Post dabei einen Vorteil: Durch den Einsatz tausender Briefträger weiß sie jederzeit Bescheid, wenn sich die Anschrift einer Person ändert. Diese Daten wandern anschließend alle in die zentrale Postreferenz-Datei, von wo sie dann wiederum mit anderen Informationen verknüpft werden können.

Robert D. Meyer

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