Sinnsucher - jungenhaft und ernst

Für Hans Weber

  • Henry-Martin Klemt
  • Lesedauer: 2 Min.

Wie Menschen auf der Suche sind. Nach einem Zuhause, das sie gestalten können. Nach sich selbst. Und wie sie erfahren, dass ihre Suche weitergeht, lange manchmal nach der vermeintlichen Ankunft. Das hat ihn beschäftigt. Menschen am Anfang ihres Weges, Menschen, die sich mitten im Leben befanden, als sie begriffen, was trägt und was nicht.

Fang einfach an, riet er mir. Dem ersten Satz folgt der zweite. Dem zweiten folgt die ganze Geschichte. Von »Schwester Tilli«, von »Moses«, vom »vielgeliebten Belvedere«, vom »Alten Schweden«, vom »Einzug ins Paradies«.

Ach, diese paradiesischen Zustände in den Neubausiedlungen der DDR. Jahr um Jahr durfte der Film nicht ausgestrahlt werden. Es war eine Zeit, in der ein wahres Wort bei einer Trauerfeier unwillkürlich zum Manifest geriet, das alle Stille jäh zerbrach. Die Worte zu seiner Beerdigung, nachdem er an schwerer Krankheit über dem Schandurteil der Zensur und viel zu jung gestorben war, sind mir so in Erinnerung geblieben. Im Gedächtnis blieb aber auch, wie er als Bezirksvorsitzender des Schriftstellerverbandes, die unverzichtbare alte Ledermappe unter den Arm geklemmt, zu den Tagungen kam, blond, jungenhaft und ernst, lebenshungrig, neugierig und offen für alles, was die Leute bewegt.

Vor 25 Jahren starb Hans Weber im Alter von nur 50 Jahren. Seine Bücher leben noch.

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