Henkel will mehr Polizeipräsenz

Innensenator stellte Kriminalitätsatlas 2011 vor

  • Sarah Liebigt
  • Lesedauer: 3 Min.

Wegen der stark gestiegenen Einbruchszahlen in Berlin will Innensenator Frank Henkel (CDU) mehr Polizeibeamte auf die Straße schicken. In den besonders betroffenen Gebieten müsse die polizeiliche Präsenz gestärkt werden, sagte Henkel am Montag im Innenausschuss des Abgeordnetenhauses bei der Vorstellung des Kriminalitätsatlasses 2011 für die vergangenen beiden Jahre. Der »Kiezatlas« gibt an, wie stark die 95 Berliner Ortsteile im Verhältnis zu ihrer Einwohnerzahl belastet sind.

Bei entsprechenden Anzeichen sollten künftig gezielter spezielle Observationskräfte der Polizei eingesetzt werden, sagte Henkel. »Die Durchführung solcher operativen Tage, wie ich sie nenne, sind zentrale Bestandteile meiner Strategie.« Die Zahl der Wohnraumeinbrüche ist im vergangenen Jahr um rund 26 Prozent auf gut 11 000 angestiegen. Vorrangig seien dafür »höchst professionell« agierende Gruppen aus Osteuropa verantwortlich. Die Täter würden nur für einen kurzen Zeitraum nach Berlin kommen, Einbrüche verüben und wieder verschwinden. Gegen diese »Reisekriminalität« will Henkel verstärkt vorgehen. Seine Parteikollegen lobten in der Sitzung des Innenausschusses denn auch das »Maßnahmenbündel«, das Henkel zufolge beispielsweise aus lokalen Aktionstagen zur Verbesserung der nachbarschaftlichen Wachsamkeit sowie aus dem kostenlosen Beratungsangebot der Polizei besteht. Bürgerinnen und Bürger sollen sich über Sicherheitsmaßnahmen ab sofort informieren können.

Bei den Wohnraumeinbrüchen waren Verbrecher besonders häufig in Tiergarten, Mitte und im Hansaviertel unterwegs, so die Autoren des Kriminalitätsatlasses. Nach Angaben der Polizei hat das etwas mit den vielen Touristen zu tun: Durch die hohe Fluktuation fielen Einbrecher nicht auf. Zudem seien viele Wohnungen nur unzureichend gesichert - etwa in Gesundbrunnen.

Benedikt Lux, Innenpolitischer Sprecher der Grünenfraktion, forderte daraufhin, auch die internationale Zusammenarbeit mit den Ländern zu verbessern, aus denen laut Henkel besagte kriminelle Reisegruppen kommen. Er habe die rumänischen und bulgarischen Botschafter in Deutschland angeschrieben, so Henkel. In den Briefen habe er Hospitationen von ausländischen Polizisten bei der Hauptstadtpolizei angeregt.

Angesprochen auf die immer wieder angekündigte Verstärkung der Berliner Polizei um 250 Beamte sagte Henkel, diese Zahl sei nichts weiter als ein Tropfen auf den heißen Stein. Weiterhin warf er der Opposition vor, keine Anträge für eine Aufstockung dieser Zahl gestellt zu haben. »Es wäre ja schön, wenn wenigstens dieser heiße Tropfen endlich mal fallen würde«, monierte Udo Wolf, Fraktionsvorsitzender der LINKEN im Abgeordnetenhaus.

Der »Kiezatlas« stellt unter anderem dar, wie stark die 95 Berliner Ortsteile im Verhältnis zu ihrer Einwohnerzahl belastet sind. Dabei wies die amtierende Polizeipräsidentin Margarete Koppers darauf hin, dass die Ortsteile sich in vielen Faktoren deutlich unterscheiden. Somit würden oft große strukturelle Unterschiede die Häufigkeit der Straftaten beeinflussen. Großereignisse wie die Fanmeile in Tiergarten beispielsweise treiben die Anzahl der Diebstähle nach oben. Eine hohe Fallzahl weist demnach auch der Ortsteil »Messegelände« auf - 500 Delikte bei sieben Anwohnern. Der Atlas weist auf diese Besonderheiten hin. Vor allem zu den »stark belasteten« Ortsteilen Spandau, Tiergarten, Mitte, Neukölln und Wedding liefert er Erklärungen möglicher Gründe.

Der Atlas steht zum Download bereit unter: www.berlin.de/sen/inneres/sicherheit/statistiken/index.html

- Anzeige -

Wir stehen zum Verkauf. Aber nur an unsere Leser*innen.

Die »nd.Genossenschaft« gehört denen, die sie lesen und schreiben. Sie sichern mit ihrem Beitrag, dass unser Journalismus für alle zugänglich bleibt – ganz ohne Medienkonzern, Milliardär oder Paywall.

Dank Ihrer Unterstützung können wir:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen in den Fokus rücken
→ marginalisierten Stimmen eine Plattform geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und weiterentwickeln

Mit »Freiwillig zahlen« oder einem Genossenschaftsanteil machen Sie den Unterschied. Sie helfen, diese Zeitung am Leben zu halten. Damit nd.bleibt.