Von der Krise zur Revolution

Vor 50 Jahren veröffentlichte der Physiker Thomas S. Kuhn ein folgenreiches Buch über Wissenschaftstheorie

Auf welchem Weg schreitet die naturwissenschaftliche Erkenntnis voran? Lange glaubte man, dass dies im Wesentlichen kontinuierlich und kumulativ geschehe. Das heißt: Die Naturwissenschaft wurde als ein zeitlich wachsender Haufen (lat. »cumulus«) von Erkenntnissen betrachtet, die sich wie ein Baustein auf den anderen türmten und so zu einer immer besseren Annäherung an die Wahrheit führten.

Für den US-amerikanischen Physiker Thomas S. Kuhn (1922-1996) war dieses Bild schlicht eine Illusion. In seinem Buch »Die Struktur wissenschaftlicher Revolutionen« entwarf er 1962 ein anderes Modell der Wissenschaftsentwicklung, demzufolge nicht glatte Übergänge, sondern Krisen und Revolutionen den Weg der Erkenntnis prägen. Sein »Erweckungserlebnis« hatte Kuhn 1947 an der Harvard Universität, als er während seiner Promotion die »Physik« von Aristoteles las und sich darüber wunderte, wie jemand, der als Philosoph so Großartiges geleistet hatte, i...


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