- Sport
- Drei Jahresweltbestleistungen krönten die Leichtathletik-Hallenwettkämpfe in Berlin / Sieben Erfolge für die Gastgeber
Triumph der langen Beine in der Nacht
Die Olympische Nacht machte ihrem Namen alle. Ehre: Der Stabhochsprungwettbewerb ging bis in die Nacht, war erst kurz vor 23 Uhr beendet. Zahlreiche Höhepunkte – t allen voran drei Jahresweltbestleistungen – krönten diese mit namhaften Athleten aus 14 Ländern ausgezeichnet besetzte Veranstaltung in der Berliner Dynamo-Halle, wobei der Gastgeber siebenmal erfolgreich war.
Kugelstoßen: Der Schweizer Werner Günthör war der Mann der Nacht. Im 2. Versuch stieß der Ex-Weltmeister die Kugel auf 21,49 m: Jahres Weltbestleistung! Seine Serie kennzeichnet die ausgezeichnete Form des 2-m-Mannes, der nach 17monatiger Verletzungspause seinen ersten Wettkampf zu einem Triumph gestaltete: ung. – 21,49 – 20,67 – 20,86– 21,03 – 21,43.
Dreisprung: Ständiger Führungswechsel machte diesen Wettbewerb zu einer der spannendsten Auseinandersetzungen. Der Welt zweitbester Dreispringer, Oleg Prozenko (UdSSR), setzte sich schon bald mit 16,92 m an die Spitze. Aber im letzten Durchgang machte ihm sein Landsmann Wladimir Melichow mit einer um vier Zentimeter größern Weite noch einen Strich durch die Rechnung. Der anfangs führende CSFR-Springer Milan Mikulas (4.) trug ebenso zum spannenden Verlauf bei wie der EM-4. Jörg Frieß vom OSC Berlin, der sich im Schlußdurchgang auf 16,78 m (3.) steigerte.
' 50-m-Hürden: 6,42 s – eine solch schnelle Zeit hatte die traditionsreiche Halle noch nicht erlebt. Der kleine Kanadier Mark McKoy sorgte dafür. Nur er selbst und Greg Foster (USA) waren jemals schneller in der Halle. An die dritte Position in der Welt schob sich USA-Hürdensprinter Tony Drees, der nur 0,01 s langsamer war. Der Charlottenburger Mike Fenner steigerte sich als Dritter auf 6,54 s, vermochte aber den schon 12 Jahre alten Munkelt-Rekord (6,45) noch nicht zu gefährden.
50 m Frauen: Die Sportlerin des Jahres, Katrin Krabbe, war der Su-
perstar des Abends. Ihren ersten Auftritt bei einem deutschen Hallen-Wettkampf gestaltete die dreifache Europameisterin souverän. Mit ihrer Jahresweltbestzeit von 6,15 s streifte die langbeinige Neubrandenburgerin nach spielend leicht gewonnenem Vorlauf den Weltrekord, hatte jedoch zu kämpfen, um die USA-Sprinterin Michel Finn (6,16) hauchdünn zu bezwingen.
“Weitsprung Frauen: Die Jenaerin Heike Drechsler erzielte den ersten Über-7-m-Sprung der Saison. Im dritten Durchgang steigerte sich die Europameisterin auf 7,06 m und kam danach noch auf 7,00,7,01 und 7,01 m. Vor ihrem Siegsprung hatte sie einen ungültigen Versuch. Verblüffend ihr Kommentar dazu: „Wenn ich einen ungültigen Versuch habe, ist meist ein gutes Ergebnis nicht weit weg, weil ich sehr genau abspringe.“ Im Klartext: Ein wenig übertreten ist fast genau getroffen – der Anlauf stimmt also. Wie bei den Europameisterschaften in Split verwies sie die Rumänin Marieta Ilcu auf Rang zwei.
Männer, Kugel: 1. Günthör (Schweiz) 21,49 (Jahresweltbestleistung), 2. Bodenmüller (Österreich) 20,44, 3. Smirnow (UdSSR) 20,10. 1 Meile: 1. Fuhlbrügge (Erfurt) 4:07,08, 2. van Helden (Niederlande) 4:08,43, 3. Eich (Leipzig) 4:08,89. 3 000 m: 1. Herwig (Berlin) 8:07,23, 2. Kaldy (Ungarn) 8:08,71, 3. Nürnberger (Leipzig) 8:14,17. Dreisprung: 1. Melichow 16,96, 2. Prozenko (beide UdSSR) 16,92, 3. Frieß (Berlin) 16,78. 50 m Hürden: 1. McKoy (Kanada) 6,42, 2. Dees (USA) 6,43, 3. Fenner (Berlin) 6,54. 50 m: 1. Floyd (USA) 5,77, 2. Gutsche (Berlin) 5,83, 3. Smith (USA) 5,86. Stabhoch: 1. Lessow 5,40, 2. Nikolow (beide Bulgarien) 5,40, 3. Ulfsbaek (Schweden) 5,40.
Frauen, 1 000 m: 1. Chidu 2:42,31, 2. Beclea (beide Rumänien) 2:42,89, 3. Artjomowa (UdSSR) 2:43,26. 3 000 m: 1. Duros 8:53,94, 2. Murcia (beide Frankreich) 8:58,63,3. Ullrich (Berlin) 9:01,32. Hoch: 1. Balck (Schwerin) 1,93, 2. Topschina (UdSSR) 1,90, 3. Lesewa-Isnewa (Bulgarien) 1,90. 50 m Hürden: 1. Siebert (Cottbus) 6,95,2. Beer 6,98,3. Petra Hassinger (beide Berlin) 7,06. 50 m: 1. Krabbe (Neubrandenburg) 6,15, 2. Finn (USA) 6,16,3. Breuer (Neubrandenburg) 6,36. Weit: 1. Drechsler (Jena) 7,06, 2. Ilcu (Rumänien) 6,75, 3. Pytelewska-Nielsen (Dänemark) 6,54.
Wir stehen zum Verkauf. Aber nur an unsere Leser*innen.
Die »nd.Genossenschaft« gehört denen, die sie lesen und schreiben. Sie sichern mit ihrem Beitrag, dass unser Journalismus für alle zugänglich bleibt – ganz ohne Medienkonzern, Milliardär oder Paywall.
Dank Ihrer Unterstützung können wir:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen in den Fokus rücken
→ marginalisierten Stimmen eine Plattform geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und weiterentwickeln
Mit »Freiwillig zahlen« oder einem Genossenschaftsanteil machen Sie den Unterschied. Sie helfen, diese Zeitung am Leben zu halten. Damit nd.bleibt.